Glücklicher Weise hatte dieses, Weltkind auch eine Seite die nach dem Himmlischen deutete, welche nun auf eine ganz eigne Weise berührt werden sollte. Schon in Ems hatte ich mich gefreut, als ich vernahm, daß wir in Cölln die Gebrüder Jacobi treffen sollten, welche mit andern vorzüglichen und aufmerksa¬ men Männern sich jenen beyden merkwürdigen Reisenden entgegen bewegten. Ich an meinem Theile hoffte von ihnen Vergebung wegen klei¬ ner Unarten zu erhalten, die aus unserer gro¬ ßen, durch Herders scharfen Humor veranla߬ ten Unart entsprungen waren. Jene Briefe und Gedichte, worin Gleim und Georg Jacobi sich öffentlich an einander erfreuten, hatten uns zu mancherley Scherzen Gelegenheit ge¬ geben, und wir bedachten nicht, daß eben so viel Selbstgefälligkeit dazu gehöre, andern die sich behaglich fühlen, wehe zu thun, als sich selbst oder seinen Freunden überflüssiges Gute zu erzeigen. Es war dadurch eine gewisse Mishelligkeit zwischen dem Ober- und Unter¬
Gluͤcklicher Weiſe hatte dieſes, Weltkind auch eine Seite die nach dem Himmliſchen deutete, welche nun auf eine ganz eigne Weiſe beruͤhrt werden ſollte. Schon in Ems hatte ich mich gefreut, als ich vernahm, daß wir in Coͤlln die Gebruͤder Jacobi treffen ſollten, welche mit andern vorzuͤglichen und aufmerkſa¬ men Maͤnnern ſich jenen beyden merkwuͤrdigen Reiſenden entgegen bewegten. Ich an meinem Theile hoffte von ihnen Vergebung wegen klei¬ ner Unarten zu erhalten, die aus unſerer gro¬ ßen, durch Herders ſcharfen Humor veranla߬ ten Unart entſprungen waren. Jene Briefe und Gedichte, worin Gleim und Georg Jacobi ſich oͤffentlich an einander erfreuten, hatten uns zu mancherley Scherzen Gelegenheit ge¬ geben, und wir bedachten nicht, daß eben ſo viel Selbſtgefaͤlligkeit dazu gehoͤre, andern die ſich behaglich fuͤhlen, wehe zu thun, als ſich ſelbſt oder ſeinen Freunden uͤberfluͤſſiges Gute zu erzeigen. Es war dadurch eine gewiſſe Mishelligkeit zwiſchen dem Ober- und Unter¬
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Gluͤcklicher Weiſe hatte dieſes, Weltkind
auch eine Seite die nach dem Himmliſchen
deutete, welche nun auf eine ganz eigne Weiſe
beruͤhrt werden ſollte. Schon in Ems hatte
ich mich gefreut, als ich vernahm, daß wir in
Coͤlln die Gebruͤder Jacobi treffen ſollten,
welche mit andern vorzuͤglichen und aufmerkſa¬
men Maͤnnern ſich jenen beyden merkwuͤrdigen
Reiſenden entgegen bewegten. Ich an meinem
Theile hoffte von ihnen Vergebung wegen klei¬
ner Unarten zu erhalten, die aus unſerer gro¬
ßen, durch Herders ſcharfen Humor veranla߬
ten Unart entſprungen waren. Jene Briefe
und Gedichte, worin Gleim und Georg Jacobi
ſich oͤffentlich an einander erfreuten, hatten
uns zu mancherley Scherzen Gelegenheit ge¬
geben, und wir bedachten nicht, daß eben ſo
viel Selbſtgefaͤlligkeit dazu gehoͤre, andern die
ſich behaglich fuͤhlen, wehe zu thun, als ſich
ſelbſt oder ſeinen Freunden uͤberfluͤſſiges Gute
zu erzeigen. Es war dadurch eine gewiſſe
Mishelligkeit zwiſchen dem Ober- und Unter¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/438>, abgerufen am 25.11.2024.
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