klang nur an, ohne daß man es hätte ver¬ folgen können; und so ward, weil der Auf¬ enthalt der jungen Herrschaften in Frankfurt nur kurz seyn konnte, mir das Versprechen abgenommen, daß ich nach Maynz folgen und dort einige Tage zubringen sollte, wel¬ ches ich denn herzlich gern ablegte und mit dieser vergnügten Nachricht nach Hause eilte, um solche meinen Eltern mitzutheilen.
Meinem Vater wollte es jedoch keines¬ wegs gefallen: denn nach seinen reichsbürger¬ lichen Gesinnungen hatte er sich jederzeit von den Großen entfernt gehalten, und ob¬ gleich mit den Geschäftsträgern der umliegen¬ den Fürsten und Herren in Verbindung, stand er doch keineswegs in persönlichen Ver¬ hältnissen zu ihnen; ja es gehörten die Höfe unter die Gegenstände, worüber er zu scher¬ zen pflegte, auch wohl gern sah, wenn man ihm etwas entgegensetzte, nur mußte man sich dabey, nach seinem Bedünken, geistreich
klang nur an, ohne daß man es haͤtte ver¬ folgen koͤnnen; und ſo ward, weil der Auf¬ enthalt der jungen Herrſchaften in Frankfurt nur kurz ſeyn konnte, mir das Verſprechen abgenommen, daß ich nach Maynz folgen und dort einige Tage zubringen ſollte, wel¬ ches ich denn herzlich gern ablegte und mit dieſer vergnuͤgten Nachricht nach Hauſe eilte, um ſolche meinen Eltern mitzutheilen.
Meinem Vater wollte es jedoch keines¬ wegs gefallen: denn nach ſeinen reichsbuͤrger¬ lichen Geſinnungen hatte er ſich jederzeit von den Großen entfernt gehalten, und ob¬ gleich mit den Geſchaͤftstraͤgern der umliegen¬ den Fuͤrſten und Herren in Verbindung, ſtand er doch keineswegs in perſoͤnlichen Ver¬ haͤltniſſen zu ihnen; ja es gehoͤrten die Hoͤfe unter die Gegenſtaͤnde, woruͤber er zu ſcher¬ zen pflegte, auch wohl gern ſah, wenn man ihm etwas entgegenſetzte, nur mußte man ſich dabey, nach ſeinem Beduͤnken, geiſtreich
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klang nur an, ohne daß man es haͤtte ver¬
folgen koͤnnen; und ſo ward, weil der Auf¬
enthalt der jungen Herrſchaften in Frankfurt
nur kurz ſeyn konnte, mir das Verſprechen
abgenommen, daß ich nach Maynz folgen
und dort einige Tage zubringen ſollte, wel¬
ches ich denn herzlich gern ablegte und mit
dieſer vergnuͤgten Nachricht nach Hauſe eilte,
um ſolche meinen Eltern mitzutheilen.
Meinem Vater wollte es jedoch keines¬
wegs gefallen: denn nach ſeinen reichsbuͤrger¬
lichen Geſinnungen hatte er ſich jederzeit
von den Großen entfernt gehalten, und ob¬
gleich mit den Geſchaͤftstraͤgern der umliegen¬
den Fuͤrſten und Herren in Verbindung,
ſtand er doch keineswegs in perſoͤnlichen Ver¬
haͤltniſſen zu ihnen; ja es gehoͤrten die Hoͤfe
unter die Gegenſtaͤnde, woruͤber er zu ſcher¬
zen pflegte, auch wohl gern ſah, wenn man
ihm etwas entgegenſetzte, nur mußte man
ſich dabey, nach ſeinem Beduͤnken, geiſtreich
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/497>, abgerufen am 23.11.2024.
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