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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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merkungen zu denen es auffordert, blieben
nicht aus, und nachdem man viel darüber
hin und wieder gesprochen hatte, sagte mein
lieber Partner: wenn ich Deine Gebieterinn
und nicht deine Frau wäre, so würde ich
Dich ersuchen, dieses Memoire in ein Schau¬
spiel zu verwandeln, es scheint mir ganz da¬
zu geeignet zu seyn. -- Damit Du siehst,
meine Liebe, antwortete ich, daß Gebieterinn
und Frau auch in Einer Person vereinigt
seyn können; so verspreche ich, heute über acht
Tage den Gegenstand dieses Heftes als The¬
aterstück vorzulesen, wie es jetzt mit diesen
Blättern geschehen. Man verwunderte sich
über ein so kühnes Versprechen, und ich säum¬
te nicht es zu erfüllen. Denn was man in
solchen Fällen Erfindung nennt, war bey mir
augenblicklich; und gleich, als ich meine Titu¬
lar-Gattinn nach Hause führte, war ich still;
sie fragte, was mir sey. -- Ich sinne, ver¬
setzte ich, schon das Stück aus und bin mitten

merkungen zu denen es auffordert, blieben
nicht aus, und nachdem man viel daruͤber
hin und wieder geſprochen hatte, ſagte mein
lieber Partner: wenn ich Deine Gebieterinn
und nicht deine Frau waͤre, ſo wuͤrde ich
Dich erſuchen, dieſes Memoire in ein Schau¬
ſpiel zu verwandeln, es ſcheint mir ganz da¬
zu geeignet zu ſeyn. — Damit Du ſiehſt,
meine Liebe, antwortete ich, daß Gebieterinn
und Frau auch in Einer Perſon vereinigt
ſeyn koͤnnen; ſo verſpreche ich, heute uͤber acht
Tage den Gegenſtand dieſes Heftes als The¬
aterſtuͤck vorzuleſen, wie es jetzt mit dieſen
Blaͤttern geſchehen. Man verwunderte ſich
uͤber ein ſo kuͤhnes Verſprechen, und ich ſaͤum¬
te nicht es zu erfuͤllen. Denn was man in
ſolchen Faͤllen Erfindung nennt, war bey mir
augenblicklich; und gleich, als ich meine Titu¬
lar-Gattinn nach Hauſe fuͤhrte, war ich ſtill;
ſie fragte, was mir ſey. — Ich ſinne, ver¬
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[531/0539] merkungen zu denen es auffordert, blieben nicht aus, und nachdem man viel daruͤber hin und wieder geſprochen hatte, ſagte mein lieber Partner: wenn ich Deine Gebieterinn und nicht deine Frau waͤre, ſo wuͤrde ich Dich erſuchen, dieſes Memoire in ein Schau¬ ſpiel zu verwandeln, es ſcheint mir ganz da¬ zu geeignet zu ſeyn. — Damit Du ſiehſt, meine Liebe, antwortete ich, daß Gebieterinn und Frau auch in Einer Perſon vereinigt ſeyn koͤnnen; ſo verſpreche ich, heute uͤber acht Tage den Gegenſtand dieſes Heftes als The¬ aterſtuͤck vorzuleſen, wie es jetzt mit dieſen Blaͤttern geſchehen. Man verwunderte ſich uͤber ein ſo kuͤhnes Verſprechen, und ich ſaͤum¬ te nicht es zu erfuͤllen. Denn was man in ſolchen Faͤllen Erfindung nennt, war bey mir augenblicklich; und gleich, als ich meine Titu¬ lar-Gattinn nach Hauſe fuͤhrte, war ich ſtill; ſie fragte, was mir ſey. — Ich ſinne, ver¬ ſetzte ich, ſchon das Stuͤck aus und bin mitten

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/539>, abgerufen am 24.11.2024.