merkungen zu denen es auffordert, blieben nicht aus, und nachdem man viel darüber hin und wieder gesprochen hatte, sagte mein lieber Partner: wenn ich Deine Gebieterinn und nicht deine Frau wäre, so würde ich Dich ersuchen, dieses Memoire in ein Schau¬ spiel zu verwandeln, es scheint mir ganz da¬ zu geeignet zu seyn. -- Damit Du siehst, meine Liebe, antwortete ich, daß Gebieterinn und Frau auch in Einer Person vereinigt seyn können; so verspreche ich, heute über acht Tage den Gegenstand dieses Heftes als The¬ aterstück vorzulesen, wie es jetzt mit diesen Blättern geschehen. Man verwunderte sich über ein so kühnes Versprechen, und ich säum¬ te nicht es zu erfüllen. Denn was man in solchen Fällen Erfindung nennt, war bey mir augenblicklich; und gleich, als ich meine Titu¬ lar-Gattinn nach Hause führte, war ich still; sie fragte, was mir sey. -- Ich sinne, ver¬ setzte ich, schon das Stück aus und bin mitten
merkungen zu denen es auffordert, blieben nicht aus, und nachdem man viel daruͤber hin und wieder geſprochen hatte, ſagte mein lieber Partner: wenn ich Deine Gebieterinn und nicht deine Frau waͤre, ſo wuͤrde ich Dich erſuchen, dieſes Memoire in ein Schau¬ ſpiel zu verwandeln, es ſcheint mir ganz da¬ zu geeignet zu ſeyn. — Damit Du ſiehſt, meine Liebe, antwortete ich, daß Gebieterinn und Frau auch in Einer Perſon vereinigt ſeyn koͤnnen; ſo verſpreche ich, heute uͤber acht Tage den Gegenſtand dieſes Heftes als The¬ aterſtuͤck vorzuleſen, wie es jetzt mit dieſen Blaͤttern geſchehen. Man verwunderte ſich uͤber ein ſo kuͤhnes Verſprechen, und ich ſaͤum¬ te nicht es zu erfuͤllen. Denn was man in ſolchen Faͤllen Erfindung nennt, war bey mir augenblicklich; und gleich, als ich meine Titu¬ lar-Gattinn nach Hauſe fuͤhrte, war ich ſtill; ſie fragte, was mir ſey. — Ich ſinne, ver¬ ſetzte ich, ſchon das Stuͤck aus und bin mitten
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0539"n="531"/>
merkungen zu denen es auffordert, blieben<lb/>
nicht aus, und nachdem man viel daruͤber<lb/>
hin und wieder geſprochen hatte, ſagte mein<lb/>
lieber Partner: wenn ich Deine Gebieterinn<lb/>
und nicht deine Frau waͤre, ſo wuͤrde ich<lb/>
Dich erſuchen, dieſes Memoire in ein Schau¬<lb/>ſpiel zu verwandeln, es ſcheint mir ganz da¬<lb/>
zu geeignet zu ſeyn. — Damit Du ſiehſt,<lb/>
meine Liebe, antwortete ich, daß Gebieterinn<lb/>
und Frau auch in Einer Perſon vereinigt<lb/>ſeyn koͤnnen; ſo verſpreche ich, heute uͤber acht<lb/>
Tage den Gegenſtand dieſes Heftes als The¬<lb/>
aterſtuͤck vorzuleſen, wie es jetzt mit dieſen<lb/>
Blaͤttern geſchehen. Man verwunderte ſich<lb/>
uͤber ein ſo kuͤhnes Verſprechen, und ich ſaͤum¬<lb/>
te nicht es zu erfuͤllen. Denn was man in<lb/>ſolchen Faͤllen Erfindung nennt, war bey mir<lb/>
augenblicklich; und gleich, als ich meine Titu¬<lb/>
lar-Gattinn nach Hauſe fuͤhrte, war ich ſtill;<lb/>ſie fragte, was mir ſey. — Ich ſinne, ver¬<lb/>ſetzte ich, ſchon das Stuͤck aus und bin mitten<lb/></p></div></body></text></TEI>
[531/0539]
merkungen zu denen es auffordert, blieben
nicht aus, und nachdem man viel daruͤber
hin und wieder geſprochen hatte, ſagte mein
lieber Partner: wenn ich Deine Gebieterinn
und nicht deine Frau waͤre, ſo wuͤrde ich
Dich erſuchen, dieſes Memoire in ein Schau¬
ſpiel zu verwandeln, es ſcheint mir ganz da¬
zu geeignet zu ſeyn. — Damit Du ſiehſt,
meine Liebe, antwortete ich, daß Gebieterinn
und Frau auch in Einer Perſon vereinigt
ſeyn koͤnnen; ſo verſpreche ich, heute uͤber acht
Tage den Gegenſtand dieſes Heftes als The¬
aterſtuͤck vorzuleſen, wie es jetzt mit dieſen
Blaͤttern geſchehen. Man verwunderte ſich
uͤber ein ſo kuͤhnes Verſprechen, und ich ſaͤum¬
te nicht es zu erfuͤllen. Denn was man in
ſolchen Faͤllen Erfindung nennt, war bey mir
augenblicklich; und gleich, als ich meine Titu¬
lar-Gattinn nach Hauſe fuͤhrte, war ich ſtill;
ſie fragte, was mir ſey. — Ich ſinne, ver¬
ſetzte ich, ſchon das Stuͤck aus und bin mitten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/539>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.