wollte: Sonnenschein und Zugluft, reines und feuchtes Wetter, nichts wollte fruchten. Man mußte sich indessen eines alten Rumpel¬ kastens bedienen, und es blieb uns nichts übrig, als die Verzierung mit mehr Mühe wieder abzureiben als wir sie aufgemalt hat¬ ten. Die Unlust bey dieser Arbeit vergrößerte sich noch, als uns die Mädchen ums Him¬ melswillen baten, langsam und vorsichtig zu verfahren, um den Grund zu schonen; wel¬ cher denn doch, nach dieser Operation, zu seinem ursprünglichen Glanze nicht wieder zu¬ rückzubringen war.
Durch solche unangenehme kleine Zwischen¬ fälligkeiten wurden wir jedoch so wenig als Doctor Primrose und seine liebenswürdige Familie in unserm heitern Leben gestört: denn es begegnete manches unerwartete Glück so¬ wohl uns als auch Freunden und Nachbarn; Hochzeiten und Kindtaufen, Richtung eines Gebäudes, Erbschaft, Lotteriegewinn wur¬
wollte: Sonnenſchein und Zugluft, reines und feuchtes Wetter, nichts wollte fruchten. Man mußte ſich indeſſen eines alten Rumpel¬ kaſtens bedienen, und es blieb uns nichts uͤbrig, als die Verzierung mit mehr Muͤhe wieder abzureiben als wir ſie aufgemalt hat¬ ten. Die Unluſt bey dieſer Arbeit vergroͤßerte ſich noch, als uns die Maͤdchen ums Him¬ melswillen baten, langſam und vorſichtig zu verfahren, um den Grund zu ſchonen; wel¬ cher denn doch, nach dieſer Operation, zu ſeinem urſpruͤnglichen Glanze nicht wieder zu¬ ruͤckzubringen war.
Durch ſolche unangenehme kleine Zwiſchen¬ faͤlligkeiten wurden wir jedoch ſo wenig als Doctor Primroſe und ſeine liebenswuͤrdige Familie in unſerm heitern Leben geſtoͤrt: denn es begegnete manches unerwartete Gluͤck ſo¬ wohl uns als auch Freunden und Nachbarn; Hochzeiten und Kindtaufen, Richtung eines Gebaͤudes, Erbſchaft, Lotteriegewinn wur¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0056"n="48"/>
wollte: Sonnenſchein und Zugluft, reines<lb/>
und feuchtes Wetter, nichts wollte fruchten.<lb/>
Man mußte ſich indeſſen eines alten Rumpel¬<lb/>
kaſtens bedienen, und es blieb uns nichts<lb/>
uͤbrig, als die Verzierung mit mehr Muͤhe<lb/>
wieder abzureiben als wir ſie aufgemalt hat¬<lb/>
ten. Die Unluſt bey dieſer Arbeit vergroͤßerte<lb/>ſich noch, als uns die Maͤdchen ums Him¬<lb/>
melswillen baten, langſam und vorſichtig zu<lb/>
verfahren, um den Grund zu ſchonen; wel¬<lb/>
cher denn doch, nach dieſer Operation, zu<lb/>ſeinem urſpruͤnglichen Glanze nicht wieder zu¬<lb/>
ruͤckzubringen war.</p><lb/><p>Durch ſolche unangenehme kleine Zwiſchen¬<lb/>
faͤlligkeiten wurden wir jedoch ſo wenig als<lb/>
Doctor Primroſe und ſeine liebenswuͤrdige<lb/>
Familie in unſerm heitern Leben geſtoͤrt: denn<lb/>
es begegnete manches unerwartete Gluͤck ſo¬<lb/>
wohl uns als auch Freunden und Nachbarn;<lb/>
Hochzeiten und Kindtaufen, Richtung eines<lb/>
Gebaͤudes, Erbſchaft, Lotteriegewinn wur¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[48/0056]
wollte: Sonnenſchein und Zugluft, reines
und feuchtes Wetter, nichts wollte fruchten.
Man mußte ſich indeſſen eines alten Rumpel¬
kaſtens bedienen, und es blieb uns nichts
uͤbrig, als die Verzierung mit mehr Muͤhe
wieder abzureiben als wir ſie aufgemalt hat¬
ten. Die Unluſt bey dieſer Arbeit vergroͤßerte
ſich noch, als uns die Maͤdchen ums Him¬
melswillen baten, langſam und vorſichtig zu
verfahren, um den Grund zu ſchonen; wel¬
cher denn doch, nach dieſer Operation, zu
ſeinem urſpruͤnglichen Glanze nicht wieder zu¬
ruͤckzubringen war.
Durch ſolche unangenehme kleine Zwiſchen¬
faͤlligkeiten wurden wir jedoch ſo wenig als
Doctor Primroſe und ſeine liebenswuͤrdige
Familie in unſerm heitern Leben geſtoͤrt: denn
es begegnete manches unerwartete Gluͤck ſo¬
wohl uns als auch Freunden und Nachbarn;
Hochzeiten und Kindtaufen, Richtung eines
Gebaͤudes, Erbſchaft, Lotteriegewinn wur¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/56>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.