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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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wolle weder hinaus noch herein, wenn ich
bey ihr wäre.

Endlich sah ich sie abfahren und es fiel
mir wie ein Stein vom Herzen: denn meine
Empfindung hatte den Zustand von Friedriken
und Olivien getheilt; ich war zwar nicht lei¬
denschaftlich geängstigt wie diese, aber ich fühl¬
te mich doch keineswegs wie jene behaglich.

Da ich eigentlich nach Straßburg gegan¬
gen war, um zu promoviren, so gehörte es
freylich unter die Unregelmäßigkeiten meines
Lebens, daß ich ein solches Hauptgeschäft als
eine Nebensache betrachtete. Die Sorge we¬
gen des Examens hatte ich mir auf eine sehr
leichte Weise bey Seite geschafft; es war
nun aber auch an die Disputation zu den¬
ken: denn von Frankfurt abreisend hatte ich
meinem Vater versprochen und mir selbst fest
vorgesetzt, eine solche zu schreiben. Es ist
der Fehler derjenigen die manches, ja viel ver¬

wolle weder hinaus noch herein, wenn ich
bey ihr waͤre.

Endlich ſah ich ſie abfahren und es fiel
mir wie ein Stein vom Herzen: denn meine
Empfindung hatte den Zuſtand von Friedriken
und Olivien getheilt; ich war zwar nicht lei¬
denſchaftlich geaͤngſtigt wie dieſe, aber ich fuͤhl¬
te mich doch keineswegs wie jene behaglich.

Da ich eigentlich nach Straßburg gegan¬
gen war, um zu promoviren, ſo gehoͤrte es
freylich unter die Unregelmaͤßigkeiten meines
Lebens, daß ich ein ſolches Hauptgeſchaͤft als
eine Nebenſache betrachtete. Die Sorge we¬
gen des Examens hatte ich mir auf eine ſehr
leichte Weiſe bey Seite geſchafft; es war
nun aber auch an die Disputation zu den¬
ken: denn von Frankfurt abreiſend hatte ich
meinem Vater verſprochen und mir ſelbſt feſt
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[57/0065] wolle weder hinaus noch herein, wenn ich bey ihr waͤre. Endlich ſah ich ſie abfahren und es fiel mir wie ein Stein vom Herzen: denn meine Empfindung hatte den Zuſtand von Friedriken und Olivien getheilt; ich war zwar nicht lei¬ denſchaftlich geaͤngſtigt wie dieſe, aber ich fuͤhl¬ te mich doch keineswegs wie jene behaglich. Da ich eigentlich nach Straßburg gegan¬ gen war, um zu promoviren, ſo gehoͤrte es freylich unter die Unregelmaͤßigkeiten meines Lebens, daß ich ein ſolches Hauptgeſchaͤft als eine Nebenſache betrachtete. Die Sorge we¬ gen des Examens hatte ich mir auf eine ſehr leichte Weiſe bey Seite geſchafft; es war nun aber auch an die Disputation zu den¬ ken: denn von Frankfurt abreiſend hatte ich meinem Vater verſprochen und mir ſelbſt feſt vorgeſetzt, eine ſolche zu ſchreiben. Es iſt der Fehler derjenigen die manches, ja viel ver¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/65>, abgerufen am 21.11.2024.