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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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bang durch die Seele gegangen, wenn ich
die elendesten gesehen habe sich einbilden,
sie könnten uns ein großes treffliches Wort
ans Herz reden. Ein Ton, der durch die
Fistel gezwungen wird, klingt viel besser
und reiner; es ist unerhört, wie sich diese
Bursche in ihrer groben Ungeschicklichkeit
versündigen.

Das Theater hat oft einen Streit mit
der Kanzel gehabt, sie sollten, dünkt mich,
nicht mit einander hadern. Wie sehr wäre
zu wünschen, daß an beiden Orten nur
durch edle Menschen Gott und Natur ver¬
herrlicht würden! Es sind keine Träume,
meine Liebste. Wie ich an deinem Herzen
habe fühlen können, daß du in Liebe bist;
so ergreife ich auch den glänzenden Ge¬
danken und sage -- ich wills nicht aussa¬
gen, aber hoffen will ich, daß wir einst
als ein Paar gute Geister den Menschen

bang durch die Seele gegangen, wenn ich
die elendeſten geſehen habe ſich einbilden,
ſie könnten uns ein großes treffliches Wort
ans Herz reden. Ein Ton, der durch die
Fiſtel gezwungen wird, klingt viel beſſer
und reiner; es iſt unerhört, wie ſich dieſe
Burſche in ihrer groben Ungeſchicklichkeit
verſündigen.

Das Theater hat oft einen Streit mit
der Kanzel gehabt, ſie ſollten, dünkt mich,
nicht mit einander hadern. Wie ſehr wäre
zu wünſchen, daß an beiden Orten nur
durch edle Menſchen Gott und Natur ver¬
herrlicht würden! Es ſind keine Träume,
meine Liebſte. Wie ich an deinem Herzen
habe fühlen können, daß du in Liebe biſt;
ſo ergreife ich auch den glänzenden Ge¬
danken und ſage — ich wills nicht ausſa¬
gen, aber hoffen will ich, daß wir einſt
als ein Paar gute Geiſter den Menſchen

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[159/0167] bang durch die Seele gegangen, wenn ich die elendeſten geſehen habe ſich einbilden, ſie könnten uns ein großes treffliches Wort ans Herz reden. Ein Ton, der durch die Fiſtel gezwungen wird, klingt viel beſſer und reiner; es iſt unerhört, wie ſich dieſe Burſche in ihrer groben Ungeſchicklichkeit verſündigen. Das Theater hat oft einen Streit mit der Kanzel gehabt, ſie ſollten, dünkt mich, nicht mit einander hadern. Wie ſehr wäre zu wünſchen, daß an beiden Orten nur durch edle Menſchen Gott und Natur ver¬ herrlicht würden! Es ſind keine Träume, meine Liebſte. Wie ich an deinem Herzen habe fühlen können, daß du in Liebe biſt; ſo ergreife ich auch den glänzenden Ge¬ danken und ſage — ich wills nicht ausſa¬ gen, aber hoffen will ich, daß wir einſt als ein Paar gute Geiſter den Menſchen

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/167>, abgerufen am 23.11.2024.