Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

hinreichen; ehe das verzehrt ist, wird der
Himmel weiter helfen.

Ja, Liebste, es ist mir gar nicht bange.
Was mit so viel Fröhlichkeit begonnen
wird, muß ein glückliches Ende erreichen.
Ich habe nie gezweifelt, daß man sein
Fortkommen in der Welt finden könne,
wenn es einem Ernst ist, und ich fühle
Muth genug für zwey, ja für mehrere
einen reichlichen Unterhalt zu gewinnen.
Die Welt ist undankbar, sagen viele, ich
habe noch nicht gefunden, daß sie undank¬
bar sey, wenn man auf die rechte Art et¬
was für sie zu thun weiß. Mir glüht die
ganze Seele bey dem Gedanken, endlich
einmal aufzutreten und den Menschen in
das Herz hinein zu reden, was sie sich so
lange zu hören sehnen. Wie tausendmal
ist es freylich mir, der ich von der Herr¬
lichkeit des Theaters so eingenommen bin,

hinreichen; ehe das verzehrt iſt, wird der
Himmel weiter helfen.

Ja, Liebſte, es iſt mir gar nicht bange.
Was mit ſo viel Fröhlichkeit begonnen
wird, muß ein glückliches Ende erreichen.
Ich habe nie gezweifelt, daß man ſein
Fortkommen in der Welt finden könne,
wenn es einem Ernſt iſt, und ich fühle
Muth genug für zwey, ja für mehrere
einen reichlichen Unterhalt zu gewinnen.
Die Welt iſt undankbar, ſagen viele, ich
habe noch nicht gefunden, daß ſie undank¬
bar ſey, wenn man auf die rechte Art et¬
was für ſie zu thun weiß. Mir glüht die
ganze Seele bey dem Gedanken, endlich
einmal aufzutreten und den Menſchen in
das Herz hinein zu reden, was ſie ſich ſo
lange zu hören ſehnen. Wie tauſendmal
iſt es freylich mir, der ich von der Herr¬
lichkeit des Theaters ſo eingenommen bin,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <floatingText rendition="#et">
              <body>
                <div type="letter">
                  <p><pb facs="#f0166" n="158"/>
hinreichen; ehe das verzehrt i&#x017F;t, wird der<lb/>
Himmel weiter helfen.</p><lb/>
                  <p>Ja, Lieb&#x017F;te, es i&#x017F;t mir gar nicht bange.<lb/>
Was mit &#x017F;o viel Fröhlichkeit begonnen<lb/>
wird, muß ein glückliches Ende erreichen.<lb/>
Ich habe nie gezweifelt, daß man &#x017F;ein<lb/>
Fortkommen in der Welt finden könne,<lb/>
wenn es einem Ern&#x017F;t i&#x017F;t, und ich fühle<lb/>
Muth genug für zwey, ja für mehrere<lb/>
einen reichlichen Unterhalt zu gewinnen.<lb/>
Die Welt i&#x017F;t undankbar, &#x017F;agen viele, ich<lb/>
habe noch nicht gefunden, daß &#x017F;ie undank¬<lb/>
bar &#x017F;ey, wenn man auf die rechte Art et¬<lb/>
was für &#x017F;ie zu thun weiß. Mir glüht die<lb/>
ganze Seele bey dem Gedanken, endlich<lb/>
einmal aufzutreten und den Men&#x017F;chen in<lb/>
das Herz hinein zu reden, was &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;o<lb/>
lange zu hören &#x017F;ehnen. Wie tau&#x017F;endmal<lb/>
i&#x017F;t es freylich mir, der ich von der Herr¬<lb/>
lichkeit des Theaters &#x017F;o eingenommen bin,<lb/></p>
                </div>
              </body>
            </floatingText>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0166] hinreichen; ehe das verzehrt iſt, wird der Himmel weiter helfen. Ja, Liebſte, es iſt mir gar nicht bange. Was mit ſo viel Fröhlichkeit begonnen wird, muß ein glückliches Ende erreichen. Ich habe nie gezweifelt, daß man ſein Fortkommen in der Welt finden könne, wenn es einem Ernſt iſt, und ich fühle Muth genug für zwey, ja für mehrere einen reichlichen Unterhalt zu gewinnen. Die Welt iſt undankbar, ſagen viele, ich habe noch nicht gefunden, daß ſie undank¬ bar ſey, wenn man auf die rechte Art et¬ was für ſie zu thun weiß. Mir glüht die ganze Seele bey dem Gedanken, endlich einmal aufzutreten und den Menſchen in das Herz hinein zu reden, was ſie ſich ſo lange zu hören ſehnen. Wie tauſendmal iſt es freylich mir, der ich von der Herr¬ lichkeit des Theaters ſo eingenommen bin,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/166
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/166>, abgerufen am 23.11.2024.