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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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oder vielleicht gar an die Kette geschlossen
einen Meyerhof durch sein Bellen sichern?

Werner hatte, wie man sich denken kann,
mit Verwunderung zugehört. Wenn nur
auch die Menschen, fiel er ihm ein, wie die
Vögel gemacht wären, und ohne daß sie
spinnen und weben, holdselige Tage in be¬
ständigem Genuß zubringen könnten. Wenn
sie nur auch bey Ankunft des Winters sich
so leicht in ferne Gegenden begäben, dem
Mangel auszuweichen, und sich vor dem
Froste zu sichern.

So haben die Dichter in Zeiten gelebt,
wo das Ehrwürdige mehr erkannt ward, rief
Wilhelm aus, und so sollten sie immer leben.
Genugsam in ihrem Innersten ausgestattet
bedurften sie wenig von aussen; die Gabe,
schöne Empfindungen, herrliche Bilder den
Menschen in süßen, sich an jeden Gegenstand
anschmiegenden, Worten und Melodien mit¬

oder vielleicht gar an die Kette geſchloſſen
einen Meyerhof durch ſein Bellen ſichern?

Werner hatte, wie man ſich denken kann,
mit Verwunderung zugehört. Wenn nur
auch die Menſchen, fiel er ihm ein, wie die
Vögel gemacht wären, und ohne daß ſie
ſpinnen und weben, holdſelige Tage in be¬
ſtändigem Genuß zubringen könnten. Wenn
ſie nur auch bey Ankunft des Winters ſich
ſo leicht in ferne Gegenden begäben, dem
Mangel auszuweichen, und ſich vor dem
Froſte zu ſichern.

So haben die Dichter in Zeiten gelebt,
wo das Ehrwürdige mehr erkannt ward, rief
Wilhelm aus, und ſo ſollten ſie immer leben.
Genugſam in ihrem Innerſten ausgeſtattet
bedurften ſie wenig von auſſen; die Gabe,
ſchöne Empfindungen, herrliche Bilder den
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anſchmiegenden, Worten und Melodien mit¬

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[205/0213] oder vielleicht gar an die Kette geſchloſſen einen Meyerhof durch ſein Bellen ſichern? Werner hatte, wie man ſich denken kann, mit Verwunderung zugehört. Wenn nur auch die Menſchen, fiel er ihm ein, wie die Vögel gemacht wären, und ohne daß ſie ſpinnen und weben, holdſelige Tage in be¬ ſtändigem Genuß zubringen könnten. Wenn ſie nur auch bey Ankunft des Winters ſich ſo leicht in ferne Gegenden begäben, dem Mangel auszuweichen, und ſich vor dem Froſte zu ſichern. So haben die Dichter in Zeiten gelebt, wo das Ehrwürdige mehr erkannt ward, rief Wilhelm aus, und ſo ſollten ſie immer leben. Genugſam in ihrem Innerſten ausgeſtattet bedurften ſie wenig von auſſen; die Gabe, ſchöne Empfindungen, herrliche Bilder den Menſchen in ſüßen, ſich an jeden Gegenſtand anſchmiegenden, Worten und Melodien mit¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/213>, abgerufen am 21.11.2024.