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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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Die übrigen Geschäfte unsers Freundes,
die er nach und nach in größeren und klei¬
neren Gebirgsorten verrichtete, liefen nicht
alle so glücklich, noch so vergnügt ab. Man¬
che Schuldner baten um Aufschub, manche
waren unhöflich, manche leugneten. Nach
seinem Auftrage sollte er einige verklagen;
er mußte einen Advokaten aufsuchen, diesen
instruiren, sich vor Gericht stellen, und was
dergleichen verdrießliche Geschäfte noch mehr
waren.

Eben so schlimm erging es ihm, wenn
man ihm eine Ehre erzeigen wollte. Nur
wenig Leute fand er, die ihn einigermaßen
unterrichten konnten; wenige, mit denen er
in ein nützliches Handelsverhältniß zu kom¬
men hofte. Da nun auch unglücklicherweise
Regentage einfielen, und eine Reise zu Pferd
in diesen Gegenden mit unerträglichen Be¬
schwerden verknüpft war; so dankte er dem

Die übrigen Geſchäfte unſers Freundes,
die er nach und nach in größeren und klei¬
neren Gebirgsorten verrichtete, liefen nicht
alle ſo glücklich, noch ſo vergnügt ab. Man¬
che Schuldner baten um Aufſchub, manche
waren unhöflich, manche leugneten. Nach
ſeinem Auftrage ſollte er einige verklagen;
er mußte einen Advokaten aufſuchen, dieſen
inſtruiren, ſich vor Gericht ſtellen, und was
dergleichen verdrießliche Geſchäfte noch mehr
waren.

Eben ſo ſchlimm erging es ihm, wenn
man ihm eine Ehre erzeigen wollte. Nur
wenig Leute fand er, die ihn einigermaßen
unterrichten konnten; wenige, mit denen er
in ein nützliches Handelsverhältniß zu kom¬
men hofte. Da nun auch unglücklicherweiſe
Regentage einfielen, und eine Reiſe zu Pferd
in dieſen Gegenden mit unerträglichen Be¬
ſchwerden verknüpft war; ſo dankte er dem

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[221/0229] Die übrigen Geſchäfte unſers Freundes, die er nach und nach in größeren und klei¬ neren Gebirgsorten verrichtete, liefen nicht alle ſo glücklich, noch ſo vergnügt ab. Man¬ che Schuldner baten um Aufſchub, manche waren unhöflich, manche leugneten. Nach ſeinem Auftrage ſollte er einige verklagen; er mußte einen Advokaten aufſuchen, dieſen inſtruiren, ſich vor Gericht ſtellen, und was dergleichen verdrießliche Geſchäfte noch mehr waren. Eben ſo ſchlimm erging es ihm, wenn man ihm eine Ehre erzeigen wollte. Nur wenig Leute fand er, die ihn einigermaßen unterrichten konnten; wenige, mit denen er in ein nützliches Handelsverhältniß zu kom¬ men hofte. Da nun auch unglücklicherweiſe Regentage einfielen, und eine Reiſe zu Pferd in dieſen Gegenden mit unerträglichen Be¬ ſchwerden verknüpft war; ſo dankte er dem

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/229>, abgerufen am 21.11.2024.