denen sie eine reizende Wendung zu geben wußte, schüttete ihr Laertes gebrannte Man¬ deln in den Schooß, von denen sie sogleich zu naschen anfing. Sehn Sie, welch ein Kind dieser junge Mensch ist! rief sie aus, er wird Sie überreden wollen, daß ich eine große Freundin von solchen Näschereyen sey, und er ist's, der nicht leben kann, ohne ir¬ gend etwas Leckeres zu genießen.
Lassen Sie uns nur gestehn, versetzte Laertes, daß wir hierin, wie in mehrerem, einander gern Gesellschaft leisten. Zum Bey¬ spiel, sagte er, es ist heute ein sehr schöner Tag, ich dächte wir führen spatzieren und nähmen unser Mittagsmahl auf der Müh¬ le. -- Recht gern, sagte Philine, wir müssen unserm neuen Bekannten eine kleine Verän¬ derung machen. Laertes sprang fort, denn er ging niemals, und Wilhelm wollte einen Augenblick nach Hause, um seine Haare, die
denen ſie eine reizende Wendung zu geben wußte, ſchüttete ihr Laertes gebrannte Man¬ deln in den Schooß, von denen ſie ſogleich zu naſchen anfing. Sehn Sie, welch ein Kind dieſer junge Menſch iſt! rief ſie aus, er wird Sie überreden wollen, daß ich eine große Freundin von ſolchen Näſchereyen ſey, und er iſt’s, der nicht leben kann, ohne ir¬ gend etwas Leckeres zu genießen.
Laſſen Sie uns nur geſtehn, verſetzte Laertes, daß wir hierin, wie in mehrerem, einander gern Geſellſchaft leiſten. Zum Bey¬ ſpiel, ſagte er, es iſt heute ein ſehr ſchöner Tag, ich dächte wir führen ſpatzieren und nähmen unſer Mittagsmahl auf der Müh¬ le. — Recht gern, ſagte Philine, wir müſſen unſerm neuen Bekannten eine kleine Verän¬ derung machen. Laertes ſprang fort, denn er ging niemals, und Wilhelm wollte einen Augenblick nach Hauſe, um ſeine Haare, die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0239"n="231"/>
denen ſie eine reizende Wendung zu geben<lb/>
wußte, ſchüttete ihr Laertes gebrannte Man¬<lb/>
deln in den Schooß, von denen ſie ſogleich<lb/>
zu naſchen anfing. Sehn Sie, welch ein<lb/>
Kind dieſer junge Menſch iſt! rief ſie aus,<lb/>
er wird Sie überreden wollen, daß ich eine<lb/>
große Freundin von ſolchen Näſchereyen ſey,<lb/>
und <hirendition="#g">er</hi> iſt’s, der nicht leben kann, ohne ir¬<lb/>
gend etwas Leckeres zu genießen.</p><lb/><p>Laſſen Sie uns nur geſtehn, verſetzte<lb/>
Laertes, daß wir hierin, wie in mehrerem,<lb/>
einander gern Geſellſchaft leiſten. Zum Bey¬<lb/>ſpiel, ſagte er, es iſt heute ein ſehr ſchöner<lb/>
Tag, ich dächte wir führen ſpatzieren und<lb/>
nähmen unſer Mittagsmahl auf der Müh¬<lb/>
le. — Recht gern, ſagte Philine, wir müſſen<lb/>
unſerm neuen Bekannten eine kleine Verän¬<lb/>
derung machen. Laertes ſprang fort, denn<lb/>
er ging niemals, und Wilhelm wollte einen<lb/>
Augenblick nach Hauſe, um ſeine Haare, die<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[231/0239]
denen ſie eine reizende Wendung zu geben
wußte, ſchüttete ihr Laertes gebrannte Man¬
deln in den Schooß, von denen ſie ſogleich
zu naſchen anfing. Sehn Sie, welch ein
Kind dieſer junge Menſch iſt! rief ſie aus,
er wird Sie überreden wollen, daß ich eine
große Freundin von ſolchen Näſchereyen ſey,
und er iſt’s, der nicht leben kann, ohne ir¬
gend etwas Leckeres zu genießen.
Laſſen Sie uns nur geſtehn, verſetzte
Laertes, daß wir hierin, wie in mehrerem,
einander gern Geſellſchaft leiſten. Zum Bey¬
ſpiel, ſagte er, es iſt heute ein ſehr ſchöner
Tag, ich dächte wir führen ſpatzieren und
nähmen unſer Mittagsmahl auf der Müh¬
le. — Recht gern, ſagte Philine, wir müſſen
unſerm neuen Bekannten eine kleine Verän¬
derung machen. Laertes ſprang fort, denn
er ging niemals, und Wilhelm wollte einen
Augenblick nach Hauſe, um ſeine Haare, die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/239>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.