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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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auf sie los ging. Sie sah ihn mit unsicherm
Blick an, und trat einige Schritte näher.

Wie nennst du dich? fragte er. -- Sie
heißen mich Mignon. -- Wie viel Jahre
hast du? -- Es hat sie niemand gezählt. --
Wer war dein Vater? -- Der große Teufel
ist todt. --

Nun das ist wunderlich genug! rief Phi¬
line aus. Man fragte sie noch einiges; sie
brachte ihre Antworten in einem gebrochnen
Deutsch und mit einer sonderbar feyerlichen
Art vor, dabey legte sie jedesmal die Hände
an Brust und Haupt, und neigte sich tief.

Wilhelm konnte sie nicht genug ansehen.
Seine Augen und sein Herz wurden unwi¬
derstehlich von dem geheimnißvollen Zustan¬
de dieses Wesens angezogen. Er schätzte sie
zwölf bis dreyzehn Jahre; ihr Körper war
gut gebaut, nur daß ihre Glieder einen stär¬
kern Wuchs versprachen, oder einen zurück¬

auf ſie los ging. Sie ſah ihn mit unſicherm
Blick an, und trat einige Schritte näher.

Wie nennſt du dich? fragte er. — Sie
heißen mich Mignon. — Wie viel Jahre
haſt du? — Es hat ſie niemand gezählt. —
Wer war dein Vater? — Der große Teufel
iſt todt. —

Nun das iſt wunderlich genug! rief Phi¬
line aus. Man fragte ſie noch einiges; ſie
brachte ihre Antworten in einem gebrochnen
Deutſch und mit einer ſonderbar feyerlichen
Art vor, dabey legte ſie jedesmal die Hände
an Bruſt und Haupt, und neigte ſich tief.

Wilhelm konnte ſie nicht genug anſehen.
Seine Augen und ſein Herz wurden unwi¬
derſtehlich von dem geheimnißvollen Zuſtan¬
de dieſes Weſens angezogen. Er ſchätzte ſie
zwölf bis dreyzehn Jahre; ihr Körper war
gut gebaut, nur daß ihre Glieder einen ſtär¬
kern Wuchs verſprachen, oder einen zurück¬

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[244/0252] auf ſie los ging. Sie ſah ihn mit unſicherm Blick an, und trat einige Schritte näher. Wie nennſt du dich? fragte er. — Sie heißen mich Mignon. — Wie viel Jahre haſt du? — Es hat ſie niemand gezählt. — Wer war dein Vater? — Der große Teufel iſt todt. — Nun das iſt wunderlich genug! rief Phi¬ line aus. Man fragte ſie noch einiges; ſie brachte ihre Antworten in einem gebrochnen Deutſch und mit einer ſonderbar feyerlichen Art vor, dabey legte ſie jedesmal die Hände an Bruſt und Haupt, und neigte ſich tief. Wilhelm konnte ſie nicht genug anſehen. Seine Augen und ſein Herz wurden unwi¬ derſtehlich von dem geheimnißvollen Zuſtan¬ de dieſes Weſens angezogen. Er ſchätzte ſie zwölf bis dreyzehn Jahre; ihr Körper war gut gebaut, nur daß ihre Glieder einen ſtär¬ kern Wuchs verſprachen, oder einen zurück¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/252>, abgerufen am 22.11.2024.