Nichts weniger als seltsam, nur daß sie keine Heuchlerin ist. Ich liebe sie deswegen, ja ich bin ihr Freund, weil sie mir das Ge¬ schlecht so rein darstellt, das ich zu hassen so viel Ursache habe. Sie ist mir die wahre Eva, die Stammmutter des weiblichen Ge¬ schlechts; so sind alle, nur wollen sie es nicht Wort haben.
Unter mancherley Gesprächen, in welchen Laertes seinen Haß gegen das weibliche Ge¬ schlecht sehr lebhaft ausdruckte, ohne jedoch die Ursache davon anzugeben, waren sie in den Wald gekommen, in welchen Wilhelm sehr verstimmt eintrat, weil die Äusserungen des Laertes ihm die Erinnerung an sein Ver¬ hältniß zu Marianen wieder lebendig ge¬ macht hatten. Sie fanden nicht weit von einer beschatteten Quelle, unter herrlichen al¬
Dieß iſt ein ſeltſamer Character, verſetzte
Nichts weniger als ſeltſam, nur daß ſie keine Heuchlerin iſt. Ich liebe ſie deswegen, ja ich bin ihr Freund, weil ſie mir das Ge¬ ſchlecht ſo rein darſtellt, das ich zu haſſen ſo viel Urſache habe. Sie iſt mir die wahre Eva, die Stammmutter des weiblichen Ge¬ ſchlechts; ſo ſind alle, nur wollen ſie es nicht Wort haben.
Unter mancherley Geſprächen, in welchen Laertes ſeinen Haß gegen das weibliche Ge¬ ſchlecht ſehr lebhaft ausdruckte, ohne jedoch die Urſache davon anzugeben, waren ſie in den Wald gekommen, in welchen Wilhelm ſehr verſtimmt eintrat, weil die Äuſſerungen des Laertes ihm die Erinnerung an ſein Ver¬ hältniß zu Marianen wieder lebendig ge¬ macht hatten. Sie fanden nicht weit von einer beſchatteten Quelle, unter herrlichen al¬
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Dieß iſt ein ſeltſamer Character, verſetzte
Nichts weniger als ſeltſam, nur daß ſie
keine Heuchlerin iſt. Ich liebe ſie deswegen,
ja ich bin ihr Freund, weil ſie mir das Ge¬
ſchlecht ſo rein darſtellt, das ich zu haſſen ſo
viel Urſache habe. Sie iſt mir die wahre
Eva, die Stammmutter des weiblichen Ge¬
ſchlechts; ſo ſind alle, nur wollen ſie es nicht
Wort haben.
Unter mancherley Geſprächen, in welchen
Laertes ſeinen Haß gegen das weibliche Ge¬
ſchlecht ſehr lebhaft ausdruckte, ohne jedoch
die Urſache davon anzugeben, waren ſie in
den Wald gekommen, in welchen Wilhelm
ſehr verſtimmt eintrat, weil die Äuſſerungen
des Laertes ihm die Erinnerung an ſein Ver¬
hältniß zu Marianen wieder lebendig ge¬
macht hatten. Sie fanden nicht weit von
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/256>, abgerufen am 22.11.2024.
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