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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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wie oft er diesen Mann neben seiner gelieb¬
ten Mariane auf dem Theater gesehen hat¬
te; er hörte ihn noch schelten, er hörte ihre
schmeichelnde Stimme, mit der sie seinem
rauhen Wesen in manchen Rollen zu be¬
gegnen hatte.

Die erste lebhafte Frage an die neuen
Ankömmlinge, ob ein Unterkommen aus¬
wärts zu finden und zu hoffen sey? ward
leider mit nein beantwortet, und man mußte
vernehmen, daß die Gesellschaften, bey denen
man sich erkundigt, besetzt, und einige davon
sogar in Sorgen seyen, wegen des bevorste¬
henden Krieges auseinander gehen zu müs¬
sen. Der polternde Alte hatte mit seinen
Töchtern aus Verdruß und Liebe zur Ab¬
wechselung ein vortheilhaftes Engagement
aufgegeben, hatte mit dem Pedanten, den er
unterwegs antraf, einen Wagen gemiethet,
um hieher zu kommen, wo denn auch, wie
sie fanden, guter Rath theuer war.

wie oft er dieſen Mann neben ſeiner gelieb¬
ten Mariane auf dem Theater geſehen hat¬
te; er hörte ihn noch ſchelten, er hörte ihre
ſchmeichelnde Stimme, mit der ſie ſeinem
rauhen Weſen in manchen Rollen zu be¬
gegnen hatte.

Die erſte lebhafte Frage an die neuen
Ankömmlinge, ob ein Unterkommen aus¬
wärts zu finden und zu hoffen ſey? ward
leider mit nein beantwortet, und man mußte
vernehmen, daß die Geſellſchaften, bey denen
man ſich erkundigt, beſetzt, und einige davon
ſogar in Sorgen ſeyen, wegen des bevorſte¬
henden Krieges auseinander gehen zu müſ¬
ſen. Der polternde Alte hatte mit ſeinen
Töchtern aus Verdruß und Liebe zur Ab¬
wechſelung ein vortheilhaftes Engagement
aufgegeben, hatte mit dem Pedanten, den er
unterwegs antraf, einen Wagen gemiethet,
um hieher zu kommen, wo denn auch, wie
ſie fanden, guter Rath theuer war.

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[280/0288] wie oft er dieſen Mann neben ſeiner gelieb¬ ten Mariane auf dem Theater geſehen hat¬ te; er hörte ihn noch ſchelten, er hörte ihre ſchmeichelnde Stimme, mit der ſie ſeinem rauhen Weſen in manchen Rollen zu be¬ gegnen hatte. Die erſte lebhafte Frage an die neuen Ankömmlinge, ob ein Unterkommen aus¬ wärts zu finden und zu hoffen ſey? ward leider mit nein beantwortet, und man mußte vernehmen, daß die Geſellſchaften, bey denen man ſich erkundigt, beſetzt, und einige davon ſogar in Sorgen ſeyen, wegen des bevorſte¬ henden Krieges auseinander gehen zu müſ¬ ſen. Der polternde Alte hatte mit ſeinen Töchtern aus Verdruß und Liebe zur Ab¬ wechſelung ein vortheilhaftes Engagement aufgegeben, hatte mit dem Pedanten, den er unterwegs antraf, einen Wagen gemiethet, um hieher zu kommen, wo denn auch, wie ſie fanden, guter Rath theuer war.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/288>, abgerufen am 24.11.2024.