Frauenzimmer, besonders aber Madam Me¬ lina, druckten ihr Entzücken über die Gegend aus. Letztre fing sogar ein artiges Gedicht von der beschreibenden Gattung über eine ähnliche Naturscene feyerlich herzusagen an allein Philine unterbrach sie, und schlug ein Gesetz vor, daß sich niemand unterfangen solle, von einem unbelebten Gegenstande zu sprechen; sie setzte vielmehr den Vorschlag zur extemporirten Komödie mit Eifer durch. Der polternde Alte sollte einen pensionirten Officier, Laertes einen vacirenden Fechtmei¬ ster, der Pedant einen Juden vorstellen; sie selbst wolle eine Tyrolerin machen, und über¬ ließ den übrigen sich ihre Rollen zu wählen. Man sollte fingiren, als ob sie eine Gesell¬ schaft weltfremder Menschen seyen, die so eben auf einem Marktschiffe zusammen komme.
Sie fing sogleich mit dem Juden ihre Rolle zu spielen an, und eine allgemeine Heiterkeit verbreitete sich.
Frauenzimmer, beſonders aber Madam Me¬ lina, druckten ihr Entzücken über die Gegend aus. Letztre fing ſogar ein artiges Gedicht von der beſchreibenden Gattung über eine ähnliche Naturſcene feyerlich herzuſagen an allein Philine unterbrach ſie, und ſchlug ein Geſetz vor, daß ſich niemand unterfangen ſolle, von einem unbelebten Gegenſtande zu ſprechen; ſie ſetzte vielmehr den Vorſchlag zur extemporirten Komödie mit Eifer durch. Der polternde Alte ſollte einen penſionirten Officier, Laertes einen vacirenden Fechtmei¬ ſter, der Pedant einen Juden vorſtellen; ſie ſelbſt wolle eine Tyrolerin machen, und über¬ ließ den übrigen ſich ihre Rollen zu wählen. Man ſollte fingiren, als ob ſie eine Geſell¬ ſchaft weltfremder Menſchen ſeyen, die ſo eben auf einem Marktſchiffe zuſammen komme.
Sie fing ſogleich mit dem Juden ihre Rolle zu ſpielen an, und eine allgemeine Heiterkeit verbreitete ſich.
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[298/0306]
Frauenzimmer, beſonders aber Madam Me¬
lina, druckten ihr Entzücken über die Gegend
aus. Letztre fing ſogar ein artiges Gedicht
von der beſchreibenden Gattung über eine
ähnliche Naturſcene feyerlich herzuſagen an
allein Philine unterbrach ſie, und ſchlug ein
Geſetz vor, daß ſich niemand unterfangen
ſolle, von einem unbelebten Gegenſtande zu
ſprechen; ſie ſetzte vielmehr den Vorſchlag
zur extemporirten Komödie mit Eifer durch.
Der polternde Alte ſollte einen penſionirten
Officier, Laertes einen vacirenden Fechtmei¬
ſter, der Pedant einen Juden vorſtellen; ſie
ſelbſt wolle eine Tyrolerin machen, und über¬
ließ den übrigen ſich ihre Rollen zu wählen.
Man ſollte fingiren, als ob ſie eine Geſell¬
ſchaft weltfremder Menſchen ſeyen, die ſo
eben auf einem Marktſchiffe zuſammen komme.
Sie fing ſogleich mit dem Juden ihre
Rolle zu ſpielen an, und eine allgemeine
Heiterkeit verbreitete ſich.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/306>, abgerufen am 22.11.2024.
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