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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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der nur gewöhnliche Fähigkeiten besitzt; denn
jener kann leichter verbildet und viel hefti¬
ger auf falsche Wege gestoßen werden, als
dieser.

Aber, versetzte Wilhelm, wird das Genie
sich nicht selbst retten, die Wunden, die es
sich geschlagen, selbst heilen?

Mit nichten, versetzte der andere, oder
wenigstens nur nothdürftig; denn niemand
glaube die ersten Eindrücke der Jugend ver¬
winden zu können. Ist er in einer löblichen
Freyheit, umgeben von schönen und edlen
Gegenständen, in dem Umgange mit guten
Menschen aufgewachsen, haben ihn seine
Meister das gelehrt, was er zuerst wissen
mußte, um das übrige leichter zu begreifen,
hat er gelernt, was er nie zu verlernen
braucht, wurden seine ersten Handlungen so
geleitet, daß er das Gute künftig leichter
und bequemer vollbringen kann, ohne sich

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der nur gewöhnliche Fähigkeiten beſitzt; denn
jener kann leichter verbildet und viel hefti¬
ger auf falſche Wege geſtoßen werden, als
dieſer.

Aber, verſetzte Wilhelm, wird das Genie
ſich nicht ſelbſt retten, die Wunden, die es
ſich geſchlagen, ſelbſt heilen?

Mit nichten, verſetzte der andere, oder
wenigſtens nur nothdürftig; denn niemand
glaube die erſten Eindrücke der Jugend ver¬
winden zu können. Iſt er in einer löblichen
Freyheit, umgeben von ſchönen und edlen
Gegenſtänden, in dem Umgange mit guten
Menſchen aufgewachſen, haben ihn ſeine
Meiſter das gelehrt, was er zuerſt wiſſen
mußte, um das übrige leichter zu begreifen,
hat er gelernt, was er nie zu verlernen
braucht, wurden ſeine erſten Handlungen ſo
geleitet, daß er das Gute künftig leichter
und bequemer vollbringen kann, ohne ſich

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[304/0312] der nur gewöhnliche Fähigkeiten beſitzt; denn jener kann leichter verbildet und viel hefti¬ ger auf falſche Wege geſtoßen werden, als dieſer. Aber, verſetzte Wilhelm, wird das Genie ſich nicht ſelbſt retten, die Wunden, die es ſich geſchlagen, ſelbſt heilen? Mit nichten, verſetzte der andere, oder wenigſtens nur nothdürftig; denn niemand glaube die erſten Eindrücke der Jugend ver¬ winden zu können. Iſt er in einer löblichen Freyheit, umgeben von ſchönen und edlen Gegenſtänden, in dem Umgange mit guten Menſchen aufgewachſen, haben ihn ſeine Meiſter das gelehrt, was er zuerſt wiſſen mußte, um das übrige leichter zu begreifen, hat er gelernt, was er nie zu verlernen braucht, wurden ſeine erſten Handlungen ſo geleitet, daß er das Gute künftig leichter und bequemer vollbringen kann, ohne ſich ir

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/312>, abgerufen am 22.11.2024.