und Mohrinnen, Schäfer und Schäferinnen, Zwerge und Zwerginnen, ist mir eine dunkle Erinnerung auf mein ganzes Leben geblie¬ ben. Nun fiel der Vorhang, die Thüre schloß sich und die ganze kleine Gesellschaft eilte wie betrunken und taumelnd zu Bette; ich weiß aber wohl, daß ich nicht einschlafen konnte, daß ich noch etwas erzählt haben wollte, daß ich noch viele Fragen that, und daß ich nur ungern die Wärterin entließ, die uns zur Ruhe gebracht hatte.
Den andern Morgen war leider das ma¬ gische Gerüste wieder verschwunden, der my¬ stische Schleyer weggehoben, man ging durch jene Thüre wieder frey aus einer Stube in die andere, und so viel Abentheuer hatten keine Spur zurückgelassen. Meine Geschwi¬ ster liefen mit ihren Spielsachen auf und ab, ich allein schlich hin und her, es schien mir unmöglich, daß da nur zwo Thürpfosten seyn
und Mohrinnen, Schäfer und Schäferinnen, Zwerge und Zwerginnen, iſt mir eine dunkle Erinnerung auf mein ganzes Leben geblie¬ ben. Nun fiel der Vorhang, die Thüre ſchloß ſich und die ganze kleine Geſellſchaft eilte wie betrunken und taumelnd zu Bette; ich weiß aber wohl, daß ich nicht einſchlafen konnte, daß ich noch etwas erzählt haben wollte, daß ich noch viele Fragen that, und daß ich nur ungern die Wärterin entließ, die uns zur Ruhe gebracht hatte.
Den andern Morgen war leider das ma¬ giſche Gerüſte wieder verſchwunden, der my¬ ſtiſche Schleyer weggehoben, man ging durch jene Thüre wieder frey aus einer Stube in die andere, und ſo viel Abentheuer hatten keine Spur zurückgelaſſen. Meine Geſchwi¬ ſter liefen mit ihren Spielſachen auf und ab, ich allein ſchlich hin und her, es ſchien mir unmöglich, daß da nur zwo Thürpfoſten ſeyn
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0034"n="26"/>
und Mohrinnen, Schäfer und Schäferinnen,<lb/>
Zwerge und Zwerginnen, iſt mir eine dunkle<lb/>
Erinnerung auf mein ganzes Leben geblie¬<lb/>
ben. Nun fiel der Vorhang, die Thüre ſchloß<lb/>ſich und die ganze kleine Geſellſchaft eilte<lb/>
wie betrunken und taumelnd zu Bette; ich<lb/>
weiß aber wohl, daß ich nicht einſchlafen<lb/>
konnte, daß ich noch etwas erzählt haben<lb/>
wollte, daß ich noch viele Fragen that, und<lb/>
daß ich nur ungern die Wärterin entließ,<lb/>
die uns zur Ruhe gebracht hatte.</p><lb/><p>Den andern Morgen war leider das ma¬<lb/>
giſche Gerüſte wieder verſchwunden, der my¬<lb/>ſtiſche Schleyer weggehoben, man ging durch<lb/>
jene Thüre wieder frey aus einer Stube in<lb/>
die andere, und ſo viel Abentheuer hatten<lb/>
keine Spur zurückgelaſſen. Meine Geſchwi¬<lb/>ſter liefen mit ihren Spielſachen auf und ab,<lb/>
ich allein ſchlich hin und her, es ſchien mir<lb/>
unmöglich, daß da nur zwo Thürpfoſten ſeyn<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[26/0034]
und Mohrinnen, Schäfer und Schäferinnen,
Zwerge und Zwerginnen, iſt mir eine dunkle
Erinnerung auf mein ganzes Leben geblie¬
ben. Nun fiel der Vorhang, die Thüre ſchloß
ſich und die ganze kleine Geſellſchaft eilte
wie betrunken und taumelnd zu Bette; ich
weiß aber wohl, daß ich nicht einſchlafen
konnte, daß ich noch etwas erzählt haben
wollte, daß ich noch viele Fragen that, und
daß ich nur ungern die Wärterin entließ,
die uns zur Ruhe gebracht hatte.
Den andern Morgen war leider das ma¬
giſche Gerüſte wieder verſchwunden, der my¬
ſtiſche Schleyer weggehoben, man ging durch
jene Thüre wieder frey aus einer Stube in
die andere, und ſo viel Abentheuer hatten
keine Spur zurückgelaſſen. Meine Geſchwi¬
ſter liefen mit ihren Spielſachen auf und ab,
ich allein ſchlich hin und her, es ſchien mir
unmöglich, daß da nur zwo Thürpfoſten ſeyn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/34>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.