In der verdrießlichen Unruhe, in der er sich befand, fiel ihm ein, den Alten aufzusuchen, durch dessen Harfe er die bösen Geister zu verscheuchen hofte. Man wies ihn, als er nach dem Manne fragte, an ein schlechtes Wirthshaus in einem entfernten Winkel des Städtchens, und in demselben die Treppe hinauf bis auf den Boden, wo ihm der süße Harfenklang aus einer Kammer entgegen schallte. Es waren herzrührende, klagende Töne, von einem traurigen, ängstlichen Ge¬ sange begleitet. Wilhelm schlich an die Thü¬ re, und da der gute Alte eine Art von Phan¬ tasie vortrug, und wenige Strophen theils singend theils recitirend immer wiederholte, konnte der Horcher, nach einer kurzen
Dreyzehntes Capitel.
In der verdrießlichen Unruhe, in der er ſich befand, fiel ihm ein, den Alten aufzuſuchen, durch deſſen Harfe er die böſen Geiſter zu verſcheuchen hofte. Man wies ihn, als er nach dem Manne fragte, an ein ſchlechtes Wirthshaus in einem entfernten Winkel des Städtchens, und in demſelben die Treppe hinauf bis auf den Boden, wo ihm der ſüße Harfenklang aus einer Kammer entgegen ſchallte. Es waren herzrührende, klagende Töne, von einem traurigen, ängſtlichen Ge¬ ſange begleitet. Wilhelm ſchlich an die Thü¬ re, und da der gute Alte eine Art von Phan¬ taſie vortrug, und wenige Strophen theils ſingend theils recitirend immer wiederholte, konnte der Horcher, nach einer kurzen
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Dreyzehntes Capitel.
In der verdrießlichen Unruhe, in der er ſich
befand, fiel ihm ein, den Alten aufzuſuchen,
durch deſſen Harfe er die böſen Geiſter zu
verſcheuchen hofte. Man wies ihn, als er
nach dem Manne fragte, an ein ſchlechtes
Wirthshaus in einem entfernten Winkel des
Städtchens, und in demſelben die Treppe
hinauf bis auf den Boden, wo ihm der ſüße
Harfenklang aus einer Kammer entgegen
ſchallte. Es waren herzrührende, klagende
Töne, von einem traurigen, ängſtlichen Ge¬
ſange begleitet. Wilhelm ſchlich an die Thü¬
re, und da der gute Alte eine Art von Phan¬
taſie vortrug, und wenige Strophen theils
ſingend theils recitirend immer wiederholte,
konnte der Horcher, nach einer kurzen
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/353>, abgerufen am 22.11.2024.
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