abgeschnitten hatte. Sie empfahl sich da¬ durch nicht übel, und unser Freund, der durch seine Freygebigkeit sich das Recht er¬ worben hatte, auf Prinz Harry's Manier mit den übrigen umzugehen, kam bald selbst in den Geschmack, einige tolle Streiche anzu¬ geben und zu befördern. Man focht, man tanzte, man erfand allerley Spiele, und in der Fröhlichkeit des Herzens genoß man des leidlichen Weins, den man angetroffen hatte, in starkem Maaße, und Philine lauerte in der Unordnung dieser Lebensart dem spröden Helden auf, für den sein guter Genius Sor¬ ge tragen möge.
Eine vorzügliche Unterhaltung, mit der sich die Gesellschaft besonders ergötzte, be¬ stand in einem extemporirten Spiel, in wel¬ chem sie ihre bisherigen Gönner und Wohl¬ thäter nachahmten und durchzogen. Einige unter ihnen hatten sich sehr gut die Eigen¬
abgeſchnitten hatte. Sie empfahl ſich da¬ durch nicht übel, und unſer Freund, der durch ſeine Freygebigkeit ſich das Recht er¬ worben hatte, auf Prinz Harry’s Manier mit den übrigen umzugehen, kam bald ſelbſt in den Geſchmack, einige tolle Streiche anzu¬ geben und zu befördern. Man focht, man tanzte, man erfand allerley Spiele, und in der Fröhlichkeit des Herzens genoß man des leidlichen Weins, den man angetroffen hatte, in ſtarkem Maaße, und Philine lauerte in der Unordnung dieſer Lebensart dem ſpröden Helden auf, für den ſein guter Genius Sor¬ ge tragen möge.
Eine vorzügliche Unterhaltung, mit der ſich die Geſellſchaft beſonders ergötzte, be¬ ſtand in einem extemporirten Spiel, in wel¬ chem ſie ihre bisherigen Gönner und Wohl¬ thäter nachahmten und durchzogen. Einige unter ihnen hatten ſich ſehr gut die Eigen¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0192"n="184"/>
abgeſchnitten hatte. Sie empfahl ſich da¬<lb/>
durch nicht übel, und unſer Freund, der<lb/>
durch ſeine Freygebigkeit ſich das Recht er¬<lb/>
worben hatte, auf Prinz Harry’s Manier<lb/>
mit den übrigen umzugehen, kam bald ſelbſt<lb/>
in den Geſchmack, einige tolle Streiche anzu¬<lb/>
geben und zu befördern. Man focht, man<lb/>
tanzte, man erfand allerley Spiele, und in<lb/>
der Fröhlichkeit des Herzens genoß man des<lb/>
leidlichen Weins, den man angetroffen hatte,<lb/>
in ſtarkem Maaße, und Philine lauerte in<lb/>
der Unordnung dieſer Lebensart dem ſpröden<lb/>
Helden auf, für den ſein guter Genius Sor¬<lb/>
ge tragen möge.</p><lb/><p>Eine vorzügliche Unterhaltung, mit der<lb/>ſich die Geſellſchaft beſonders ergötzte, be¬<lb/>ſtand in einem extemporirten Spiel, in wel¬<lb/>
chem ſie ihre bisherigen Gönner und Wohl¬<lb/>
thäter nachahmten und durchzogen. Einige<lb/>
unter ihnen hatten ſich ſehr gut die Eigen¬<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[184/0192]
abgeſchnitten hatte. Sie empfahl ſich da¬
durch nicht übel, und unſer Freund, der
durch ſeine Freygebigkeit ſich das Recht er¬
worben hatte, auf Prinz Harry’s Manier
mit den übrigen umzugehen, kam bald ſelbſt
in den Geſchmack, einige tolle Streiche anzu¬
geben und zu befördern. Man focht, man
tanzte, man erfand allerley Spiele, und in
der Fröhlichkeit des Herzens genoß man des
leidlichen Weins, den man angetroffen hatte,
in ſtarkem Maaße, und Philine lauerte in
der Unordnung dieſer Lebensart dem ſpröden
Helden auf, für den ſein guter Genius Sor¬
ge tragen möge.
Eine vorzügliche Unterhaltung, mit der
ſich die Geſellſchaft beſonders ergötzte, be¬
ſtand in einem extemporirten Spiel, in wel¬
chem ſie ihre bisherigen Gönner und Wohl¬
thäter nachahmten und durchzogen. Einige
unter ihnen hatten ſich ſehr gut die Eigen¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/192>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.