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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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rathschlagen, waren sie fast einstimmig der
Meinung, daß man das Übel vermeiden und
am Orte bleiben, oder ihm ausweichen und
einen andern Weg erwählen müsse.

Nur Wilhelm, von Furcht nicht einge¬
nommen, hielt für schimpflich, einen Plan,
in den man mit so viel Überlegung einge¬
gangen war, nunmehr auf ein bloßes Ge¬
rücht aufzugeben. Er sprach ihnen Muth
ein, und seine Gründe waren männlich und
überzeugend.

Noch, sagte er, ist es nichts als ein Ge¬
rücht, und wie viele entstehen dergleichen
im Kriege! Verständige Leute sagen, daß
der Fall höchst unwahrscheinlich, ja beynah
unmöglich sey. Sollten wir uns in einer
so wichtigen Sache bloß durch ein so unge¬
wisses Gerede bestimmen lassen? Die Route,
welche uns der Herr Graf angegeben hat,
auf die unser Paß lautet, ist die kürzeste,

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rathſchlagen, waren ſie faſt einſtimmig der
Meinung, daß man das Übel vermeiden und
am Orte bleiben, oder ihm ausweichen und
einen andern Weg erwählen müſſe.

Nur Wilhelm, von Furcht nicht einge¬
nommen, hielt für ſchimpflich, einen Plan,
in den man mit ſo viel Überlegung einge¬
gangen war, nunmehr auf ein bloßes Ge¬
rücht aufzugeben. Er ſprach ihnen Muth
ein, und ſeine Gründe waren männlich und
überzeugend.

Noch, ſagte er, iſt es nichts als ein Ge¬
rücht, und wie viele entſtehen dergleichen
im Kriege! Verſtändige Leute ſagen, daß
der Fall höchſt unwahrſcheinlich, ja beynah
unmöglich ſey. Sollten wir uns in einer
ſo wichtigen Sache bloß durch ein ſo unge¬
wiſſes Gerede beſtimmen laſſen? Die Route,
welche uns der Herr Graf angegeben hat,
auf die unſer Paß lautet, iſt die kürzeſte,

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[211/0219] rathſchlagen, waren ſie faſt einſtimmig der Meinung, daß man das Übel vermeiden und am Orte bleiben, oder ihm ausweichen und einen andern Weg erwählen müſſe. Nur Wilhelm, von Furcht nicht einge¬ nommen, hielt für ſchimpflich, einen Plan, in den man mit ſo viel Überlegung einge¬ gangen war, nunmehr auf ein bloßes Ge¬ rücht aufzugeben. Er ſprach ihnen Muth ein, und ſeine Gründe waren männlich und überzeugend. Noch, ſagte er, iſt es nichts als ein Ge¬ rücht, und wie viele entſtehen dergleichen im Kriege! Verſtändige Leute ſagen, daß der Fall höchſt unwahrſcheinlich, ja beynah unmöglich ſey. Sollten wir uns in einer ſo wichtigen Sache bloß durch ein ſo unge¬ wiſſes Gerede beſtimmen laſſen? Die Route, welche uns der Herr Graf angegeben hat, auf die unſer Paß lautet, iſt die kürzeſte, O 2

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/219>, abgerufen am 21.11.2024.