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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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beide Freunde zogen beherzt ihre Seitenge¬
wehre, als ein Theil der räuberischen Bande,
mit Fluchen und Gebrüll, auf sie losbrach,
einige Schüsse auf sie that, und sich mit
blinkenden Säbeln ihrer Kühnheit entgegen
setzte. Unsre junge Helden hielten sich tapfer;
sie riefen ihren übrigen Gesellen zu, und
munterten sie zu einer allgemeinen Verthei¬
digung auf. Bald aber verlor Wilhelm den
Anblick des Lichtes, und das Bewußtseyn
dessen, was vorging. Von einem Schuß, der
ihn zwischen der Brust und dem linken Arm
verwundete, von einem Hiebe, der ihm den
Hut spaltete, und fast bis auf die Hirnschale
durchdrang, betäubt, fiel er nieder, und mu߬
te das unglückliche Ende des Überfalls nur
erst in der Folge aus der Erzählung ver¬
nehmen.

Als er die Augen wieder aufschlug, be¬
fand er sich in der wunderbarsten Lage. Das

beide Freunde zogen beherzt ihre Seitenge¬
wehre, als ein Theil der räuberiſchen Bande,
mit Fluchen und Gebrüll, auf ſie losbrach,
einige Schüſſe auf ſie that, und ſich mit
blinkenden Säbeln ihrer Kühnheit entgegen
ſetzte. Unſre junge Helden hielten ſich tapfer;
ſie riefen ihren übrigen Geſellen zu, und
munterten ſie zu einer allgemeinen Verthei¬
digung auf. Bald aber verlor Wilhelm den
Anblick des Lichtes, und das Bewußtſeyn
deſſen, was vorging. Von einem Schuß, der
ihn zwiſchen der Bruſt und dem linken Arm
verwundete, von einem Hiebe, der ihm den
Hut ſpaltete, und faſt bis auf die Hirnſchale
durchdrang, betäubt, fiel er nieder, und mu߬
te das unglückliche Ende des Überfalls nur
erſt in der Folge aus der Erzählung ver¬
nehmen.

Als er die Augen wieder aufſchlug, be¬
fand er ſich in der wunderbarſten Lage. Das

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[221/0229] beide Freunde zogen beherzt ihre Seitenge¬ wehre, als ein Theil der räuberiſchen Bande, mit Fluchen und Gebrüll, auf ſie losbrach, einige Schüſſe auf ſie that, und ſich mit blinkenden Säbeln ihrer Kühnheit entgegen ſetzte. Unſre junge Helden hielten ſich tapfer; ſie riefen ihren übrigen Geſellen zu, und munterten ſie zu einer allgemeinen Verthei¬ digung auf. Bald aber verlor Wilhelm den Anblick des Lichtes, und das Bewußtſeyn deſſen, was vorging. Von einem Schuß, der ihn zwiſchen der Bruſt und dem linken Arm verwundete, von einem Hiebe, der ihm den Hut ſpaltete, und faſt bis auf die Hirnſchale durchdrang, betäubt, fiel er nieder, und mu߬ te das unglückliche Ende des Überfalls nur erſt in der Folge aus der Erzählung ver¬ nehmen. Als er die Augen wieder aufſchlug, be¬ fand er ſich in der wunderbarſten Lage. Das

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/229>, abgerufen am 21.11.2024.