von Wahrheit, Freyheit und Offenheit, in¬ dem er im Leben und Umgang immer heim¬ licher, künstlicher, ja verstellt und ängstlich zu werden schien.
Von seinen Schicksalen und Abentheuern sprechen wir vielleicht an einem andern Orte, und bemerken hier nur so viel: daß er in späteren Zeiten, da er schon ein gemachter Mann, im Besitz von entschiednem Nahmen, und in einer sehr guten obgleich nicht festen Lage war, sich angewöhnt hatte, im Gespräch auf eine feine Weise theils ironisch, theils spöttisch den Sophisten zu machen, und da¬ durch fast jede ernsthafte Unterhaltung zu zerstören. Besonders gebrauchte er diese Ma¬ nier gegen Wilhelm, sobald dieser, wie es ihm oft begegnete, ein allgemeines theoreti¬ sches Gespräch anzuknüpfen Lust hatte. Dem¬ ungeachtet waren sie sehr gern beysammen, indem durch ihre beiderseitige Denkart die
W. Meisters Lehrj. 2. Z
von Wahrheit, Freyheit und Offenheit, in¬ dem er im Leben und Umgang immer heim¬ licher, künſtlicher, ja verſtellt und ängſtlich zu werden ſchien.
Von ſeinen Schickſalen und Abentheuern ſprechen wir vielleicht an einem andern Orte, und bemerken hier nur ſo viel: daß er in ſpäteren Zeiten, da er ſchon ein gemachter Mann, im Beſitz von entſchiednem Nahmen, und in einer ſehr guten obgleich nicht feſten Lage war, ſich angewöhnt hatte, im Geſpräch auf eine feine Weiſe theils ironiſch, theils ſpöttiſch den Sophiſten zu machen, und da¬ durch faſt jede ernſthafte Unterhaltung zu zerſtören. Beſonders gebrauchte er dieſe Ma¬ nier gegen Wilhelm, ſobald dieſer, wie es ihm oft begegnete, ein allgemeines theoreti¬ ſches Geſpräch anzuknüpfen Luſt hatte. Dem¬ ungeachtet waren ſie ſehr gern beyſammen, indem durch ihre beiderſeitige Denkart die
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von Wahrheit, Freyheit und Offenheit, in¬
dem er im Leben und Umgang immer heim¬
licher, künſtlicher, ja verſtellt und ängſtlich
zu werden ſchien.
Von ſeinen Schickſalen und Abentheuern
ſprechen wir vielleicht an einem andern Orte,
und bemerken hier nur ſo viel: daß er in
ſpäteren Zeiten, da er ſchon ein gemachter
Mann, im Beſitz von entſchiednem Nahmen,
und in einer ſehr guten obgleich nicht feſten
Lage war, ſich angewöhnt hatte, im Geſpräch
auf eine feine Weiſe theils ironiſch, theils
ſpöttiſch den Sophiſten zu machen, und da¬
durch faſt jede ernſthafte Unterhaltung zu
zerſtören. Beſonders gebrauchte er dieſe Ma¬
nier gegen Wilhelm, ſobald dieſer, wie es
ihm oft begegnete, ein allgemeines theoreti¬
ſches Geſpräch anzuknüpfen Luſt hatte. Dem¬
ungeachtet waren ſie ſehr gern beyſammen,
indem durch ihre beiderſeitige Denkart die
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/362>, abgerufen am 24.11.2024.
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