Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Unterhaltung lebhaft werden mußte. Wil¬
helm wünschte, alles aus den Begriffen, die
er gefaßt hatte, zu entwickeln, und wollte
die Kunst in einem Zusammenhange behan¬
delt haben. Er wollte ausgesprochene Re¬
geln festsetzen, bestimmen, was recht, schön
und gut sey, und was Beyfall verdiene;
genug, er behandelte alles auf das ernstlich¬
ste. Serlo hingegen nahm die Sache sehr
leicht, und indem er niemals direct auf eine
Frage antwortete, wußte er, durch eine Ge¬
schichte oder einen Schwank, die artigste und
vergnüglichste Erläuterung beyzubringen, und
die Gesellschaft zu unterrichten, indem er sie
erheiterte.


Unterhaltung lebhaft werden mußte. Wil¬
helm wünſchte, alles aus den Begriffen, die
er gefaßt hatte, zu entwickeln, und wollte
die Kunſt in einem Zuſammenhange behan¬
delt haben. Er wollte ausgeſprochene Re¬
geln feſtſetzen, beſtimmen, was recht, ſchön
und gut ſey, und was Beyfall verdiene;
genug, er behandelte alles auf das ernſtlich¬
ſte. Serlo hingegen nahm die Sache ſehr
leicht, und indem er niemals direct auf eine
Frage antwortete, wußte er, durch eine Ge¬
ſchichte oder einen Schwank, die artigſte und
vergnüglichſte Erläuterung beyzubringen, und
die Geſellſchaft zu unterrichten, indem er ſie
erheiterte.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0363" n="354"/>
Unterhaltung lebhaft werden mußte. Wil¬<lb/>
helm wün&#x017F;chte, alles aus den Begriffen, die<lb/>
er gefaßt hatte, zu entwickeln, und wollte<lb/>
die Kun&#x017F;t in einem Zu&#x017F;ammenhange behan¬<lb/>
delt haben. Er wollte ausge&#x017F;prochene Re¬<lb/>
geln fe&#x017F;t&#x017F;etzen, be&#x017F;timmen, was recht, &#x017F;chön<lb/>
und gut &#x017F;ey, und was Beyfall verdiene;<lb/>
genug, er behandelte alles auf das ern&#x017F;tlich¬<lb/>
&#x017F;te. Serlo hingegen nahm die Sache &#x017F;ehr<lb/>
leicht, und indem er niemals direct auf eine<lb/>
Frage antwortete, wußte er, durch eine Ge¬<lb/>
&#x017F;chichte oder einen Schwank, die artig&#x017F;te und<lb/>
vergnüglich&#x017F;te Erläuterung beyzubringen, und<lb/>
die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zu unterrichten, indem er &#x017F;ie<lb/>
erheiterte.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[354/0363] Unterhaltung lebhaft werden mußte. Wil¬ helm wünſchte, alles aus den Begriffen, die er gefaßt hatte, zu entwickeln, und wollte die Kunſt in einem Zuſammenhange behan¬ delt haben. Er wollte ausgeſprochene Re¬ geln feſtſetzen, beſtimmen, was recht, ſchön und gut ſey, und was Beyfall verdiene; genug, er behandelte alles auf das ernſtlich¬ ſte. Serlo hingegen nahm die Sache ſehr leicht, und indem er niemals direct auf eine Frage antwortete, wußte er, durch eine Ge¬ ſchichte oder einen Schwank, die artigſte und vergnüglichſte Erläuterung beyzubringen, und die Geſellſchaft zu unterrichten, indem er ſie erheiterte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/363
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/363>, abgerufen am 21.11.2024.