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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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Ich nehm' es an, versetzte sie, und machte
eine Bewegung mit ihrer Rechten, so daß er
glaubte, sie würde die seine fassen; aber
schnell fuhr sie in die Tasche, riß den Dolch
wie der Blitz heraus, und fuhr mit Spitze
und Schneide ihm rasch über die Hand weg.
Er zog sie schnell zurück, aber schon lief das
Blut herunter.

Man muß euch Männer scharf zeichnen,
wenn ihr merken sollt, rief sie mit einer wil¬
den Heiterkeit aus, die bald in eine hastige
Geschäftigkeit überging. Sie nahm ihr
Schnupftuch und umwickelte seine Hand da¬
mit, um das erste hervordringende Blut zu
stillen. Verzeihen Sie einer Halbwahnsinni¬
gen, rief sie aus, und lassen Sie sich diese
Tropfen Bluts nicht reuen. Ich bin ver¬
söhnt, ich bin wieder bey mir selber. Auf
meinen Knieen will ich Abbitte thun, lassen
Sie mir den Trost, Sie zu heilen.

Ich nehm’ es an, verſetzte ſie, und machte
eine Bewegung mit ihrer Rechten, ſo daß er
glaubte, ſie würde die ſeine faſſen; aber
ſchnell fuhr ſie in die Taſche, riß den Dolch
wie der Blitz heraus, und fuhr mit Spitze
und Schneide ihm raſch über die Hand weg.
Er zog ſie ſchnell zurück, aber ſchon lief das
Blut herunter.

Man muß euch Männer ſcharf zeichnen,
wenn ihr merken ſollt, rief ſie mit einer wil¬
den Heiterkeit aus, die bald in eine haſtige
Geſchäftigkeit überging. Sie nahm ihr
Schnupftuch und umwickelte ſeine Hand da¬
mit, um das erſte hervordringende Blut zu
ſtillen. Verzeihen Sie einer Halbwahnſinni¬
gen, rief ſie aus, und laſſen Sie ſich dieſe
Tropfen Bluts nicht reuen. Ich bin ver¬
ſöhnt, ich bin wieder bey mir ſelber. Auf
meinen Knieen will ich Abbitte thun, laſſen
Sie mir den Troſt, Sie zu heilen.

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[373/0382] Ich nehm’ es an, verſetzte ſie, und machte eine Bewegung mit ihrer Rechten, ſo daß er glaubte, ſie würde die ſeine faſſen; aber ſchnell fuhr ſie in die Taſche, riß den Dolch wie der Blitz heraus, und fuhr mit Spitze und Schneide ihm raſch über die Hand weg. Er zog ſie ſchnell zurück, aber ſchon lief das Blut herunter. Man muß euch Männer ſcharf zeichnen, wenn ihr merken ſollt, rief ſie mit einer wil¬ den Heiterkeit aus, die bald in eine haſtige Geſchäftigkeit überging. Sie nahm ihr Schnupftuch und umwickelte ſeine Hand da¬ mit, um das erſte hervordringende Blut zu ſtillen. Verzeihen Sie einer Halbwahnſinni¬ gen, rief ſie aus, und laſſen Sie ſich dieſe Tropfen Bluts nicht reuen. Ich bin ver¬ ſöhnt, ich bin wieder bey mir ſelber. Auf meinen Knieen will ich Abbitte thun, laſſen Sie mir den Troſt, Sie zu heilen.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/382>, abgerufen am 21.11.2024.