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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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Sie eilte nach ihrem Schranke, holte Lein¬
wand und einiges Geräth, stillte das Blut,
und besah die Wunde sorgfältig. Der
Schnitt ging durch den Ballen gerade unter
dem Daumen, theilte die Lebenslinie, und
lief gegen den kleinen Finger aus. Sie ver¬
band ihn still, und mit einer nachdenklichen
Bedeutsamkeit in sich gekehrt. Er fragte
einigemal: Beste, wie konnten Sie Ihren
Freund verletzen?

Still! erwiederte sie, indem sie den Fin¬
ger auf den Mund legte: still!


Sie eilte nach ihrem Schranke, holte Lein¬
wand und einiges Geräth, ſtillte das Blut,
und beſah die Wunde ſorgfältig. Der
Schnitt ging durch den Ballen gerade unter
dem Daumen, theilte die Lebenslinie, und
lief gegen den kleinen Finger aus. Sie ver¬
band ihn ſtill, und mit einer nachdenklichen
Bedeutſamkeit in ſich gekehrt. Er fragte
einigemal: Beſte, wie konnten Sie Ihren
Freund verletzen?

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[374/0383] Sie eilte nach ihrem Schranke, holte Lein¬ wand und einiges Geräth, ſtillte das Blut, und beſah die Wunde ſorgfältig. Der Schnitt ging durch den Ballen gerade unter dem Daumen, theilte die Lebenslinie, und lief gegen den kleinen Finger aus. Sie ver¬ band ihn ſtill, und mit einer nachdenklichen Bedeutſamkeit in ſich gekehrt. Er fragte einigemal: Beſte, wie konnten Sie Ihren Freund verletzen? Still! erwiederte ſie, indem ſie den Fin¬ ger auf den Mund legte: ſtill!

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/383>, abgerufen am 21.11.2024.