Ich höre, rief ihm der Graf zu, Sie sind recht fleißig und arbeiten an meinem Vor¬ spiele, das ich zu Ehren des Prinzen geben will. Ich billige, daß Sie eine Minerva darin anbringen wollen, und ich denke bey Zeiten darauf, wie die Göttin zu kleiden ist, damit man nicht gegen das Kostüme ver¬ stößt. Ich lasse deswegen aus meiner Bi¬ bliothek alle Bücher herbeybringen, worin sich das Bild derselben befindet.
In eben dem Augenblicke traten einige Bediente mit großen Körben voll Büchern allerley Formats in den Saal.
Montfaucon, die Sammlungen antiker Statüen, Gemmen und Münzen, alle Arten mythologischer Schriften wurden aufgeschla¬ gen und die Figuren verglichen. Aber auch daran war es noch nicht genug! Des Gra¬
Ihrem Stücke, als was Sie gefragt wer¬ den.
Ich höre, rief ihm der Graf zu, Sie ſind recht fleißig und arbeiten an meinem Vor¬ ſpiele, das ich zu Ehren des Prinzen geben will. Ich billige, daß Sie eine Minerva darin anbringen wollen, und ich denke bey Zeiten darauf, wie die Göttin zu kleiden iſt, damit man nicht gegen das Koſtüme ver¬ ſtößt. Ich laſſe deswegen aus meiner Bi¬ bliothek alle Bücher herbeybringen, worin ſich das Bild derſelben befindet.
In eben dem Augenblicke traten einige Bediente mit großen Körben voll Büchern allerley Formats in den Saal.
Montfaucon, die Sammlungen antiker Statüen, Gemmen und Münzen, alle Arten mythologiſcher Schriften wurden aufgeſchla¬ gen und die Figuren verglichen. Aber auch daran war es noch nicht genug! Des Gra¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0084"n="76"/>
Ihrem Stücke, als was Sie gefragt wer¬<lb/>
den.</p><lb/><p>Ich höre, rief ihm der Graf zu, Sie ſind<lb/>
recht fleißig und arbeiten an meinem Vor¬<lb/>ſpiele, das ich zu Ehren des Prinzen geben<lb/>
will. Ich billige, daß Sie eine Minerva<lb/>
darin anbringen wollen, und ich denke bey<lb/>
Zeiten darauf, wie die Göttin zu kleiden iſt,<lb/>
damit man nicht gegen das Koſtüme ver¬<lb/>ſtößt. Ich laſſe deswegen aus meiner Bi¬<lb/>
bliothek alle Bücher herbeybringen, worin<lb/>ſich das Bild derſelben befindet.</p><lb/><p>In eben dem Augenblicke traten einige<lb/>
Bediente mit großen Körben voll Büchern<lb/>
allerley Formats in den Saal.</p><lb/><p>Montfaucon, die Sammlungen antiker<lb/>
Statüen, Gemmen und Münzen, alle Arten<lb/>
mythologiſcher Schriften wurden aufgeſchla¬<lb/>
gen und die Figuren verglichen. Aber auch<lb/>
daran war es noch nicht genug! Des Gra¬<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[76/0084]
Ihrem Stücke, als was Sie gefragt wer¬
den.
Ich höre, rief ihm der Graf zu, Sie ſind
recht fleißig und arbeiten an meinem Vor¬
ſpiele, das ich zu Ehren des Prinzen geben
will. Ich billige, daß Sie eine Minerva
darin anbringen wollen, und ich denke bey
Zeiten darauf, wie die Göttin zu kleiden iſt,
damit man nicht gegen das Koſtüme ver¬
ſtößt. Ich laſſe deswegen aus meiner Bi¬
bliothek alle Bücher herbeybringen, worin
ſich das Bild derſelben befindet.
In eben dem Augenblicke traten einige
Bediente mit großen Körben voll Büchern
allerley Formats in den Saal.
Montfaucon, die Sammlungen antiker
Statüen, Gemmen und Münzen, alle Arten
mythologiſcher Schriften wurden aufgeſchla¬
gen und die Figuren verglichen. Aber auch
daran war es noch nicht genug! Des Gra¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/84>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.