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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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herüber zu dringen und hatte schon das Holz¬
werk des Bodens und eine leichte Treppe ge¬
faßt; andre die zur Rettung herbey eilten,
litten wie er, von Qualm und Feuer. Doch
sprach er ihnen Muth ein und rief nach
Wasser; er beschwor sie, der Flamme nur
Schritt vor Schritt zu weichen, und versprach
bey ihnen zu bleiben. In diesem Augenblick
sprang Mignon herauf und rief: Meister!
rette deinen Felix! der Alte ist rasend! der
Alte bringt ihn um! Wilhelm sprang ohne
sich zu besinnen die Treppe hinab und Mig¬
non folgte ihm an den Fersen.

Auf den letzten Stufen die ins Gartenge¬
wölbe führten, blieb er mit Entsetzen stehen.
Große Bündel Stroh und Reisholz, die man
daselbst aufgehäuft hatte, brannten mit hel¬
ler Flamme; Felix lag am Boden und schrie;
der Alte stand mit niedergesenktem Haupte
seitwärts an der Wand. Was machst du

herüber zu dringen und hatte ſchon das Holz¬
werk des Bodens und eine leichte Treppe ge¬
faßt; andre die zur Rettung herbey eilten,
litten wie er, von Qualm und Feuer. Doch
ſprach er ihnen Muth ein und rief nach
Waſſer; er beſchwor ſie, der Flamme nur
Schritt vor Schritt zu weichen, und verſprach
bey ihnen zu bleiben. In dieſem Augenblick
ſprang Mignon herauf und rief: Meiſter!
rette deinen Felix! der Alte iſt raſend! der
Alte bringt ihn um! Wilhelm ſprang ohne
ſich zu beſinnen die Treppe hinab und Mig¬
non folgte ihm an den Ferſen.

Auf den letzten Stufen die ins Gartenge¬
wölbe führten, blieb er mit Entſetzen ſtehen.
Große Bündel Stroh und Reisholz, die man
daſelbſt aufgehäuft hatte, brannten mit hel¬
ler Flamme; Felix lag am Boden und ſchrie;
der Alte ſtand mit niedergeſenktem Haupte
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[135/0141] herüber zu dringen und hatte ſchon das Holz¬ werk des Bodens und eine leichte Treppe ge¬ faßt; andre die zur Rettung herbey eilten, litten wie er, von Qualm und Feuer. Doch ſprach er ihnen Muth ein und rief nach Waſſer; er beſchwor ſie, der Flamme nur Schritt vor Schritt zu weichen, und verſprach bey ihnen zu bleiben. In dieſem Augenblick ſprang Mignon herauf und rief: Meiſter! rette deinen Felix! der Alte iſt raſend! der Alte bringt ihn um! Wilhelm ſprang ohne ſich zu beſinnen die Treppe hinab und Mig¬ non folgte ihm an den Ferſen. Auf den letzten Stufen die ins Gartenge¬ wölbe führten, blieb er mit Entſetzen ſtehen. Große Bündel Stroh und Reisholz, die man daſelbſt aufgehäuft hatte, brannten mit hel¬ ler Flamme; Felix lag am Boden und ſchrie; der Alte ſtand mit niedergeſenktem Haupte ſeitwärts an der Wand. Was machſt du

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/141>, abgerufen am 15.05.2024.