Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Unglücklicher? rief Wilhelm. Der Alte
schwieg, Mignon hatte den Felix aufgeho¬
ben, und schleppte mit Mühe den Knaben in
den Garten, indeß Wilhelm das Feuer aus¬
einander zu zerren und zu dämpfen strebte,
aber nur dadurch die Gewalt und Lebhaftig¬
keit der Flamme vermehrte. Endlich mußte
er mit verbrannten Augenwimpern und Haa¬
ren auch in den Garten fliehen, indem er
den Alten mit durch die Flamme riß, der
ihm mit versengtem Barte unwillig folgte.

Wilhelm eilte sogleich die Kinder im Gar¬
ten zu suchen. Auf der Schwelle eines ent¬
fernten Lusthäuschens fand er sie, und Mig¬
non that ihr möglichstes den Kleinen zu be¬
ruhigen. Wilhelm nahm ihn auf den Schoos,
fragte ihn, befühlte ihn und konnte nichts
zusammenhängendes aus beyden Kindern her¬
ausbringen.

Indessen hatte das Feuer gewaltsam meh¬

Unglücklicher? rief Wilhelm. Der Alte
ſchwieg, Mignon hatte den Felix aufgeho¬
ben, und ſchleppte mit Mühe den Knaben in
den Garten, indeß Wilhelm das Feuer aus¬
einander zu zerren und zu dämpfen ſtrebte,
aber nur dadurch die Gewalt und Lebhaftig¬
keit der Flamme vermehrte. Endlich mußte
er mit verbrannten Augenwimpern und Haa¬
ren auch in den Garten fliehen, indem er
den Alten mit durch die Flamme riß, der
ihm mit verſengtem Barte unwillig folgte.

Wilhelm eilte ſogleich die Kinder im Gar¬
ten zu ſuchen. Auf der Schwelle eines ent¬
fernten Luſthäuschens fand er ſie, und Mig¬
non that ihr möglichſtes den Kleinen zu be¬
ruhigen. Wilhelm nahm ihn auf den Schoos,
fragte ihn, befühlte ihn und konnte nichts
zuſammenhängendes aus beyden Kindern her¬
ausbringen.

Indeſſen hatte das Feuer gewaltſam meh¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0142" n="136"/>
Unglücklicher? rief Wilhelm. Der Alte<lb/>
&#x017F;chwieg, Mignon hatte den Felix aufgeho¬<lb/>
ben, und &#x017F;chleppte mit Mühe den Knaben in<lb/>
den Garten, indeß Wilhelm das Feuer aus¬<lb/>
einander zu zerren und zu dämpfen &#x017F;trebte,<lb/>
aber nur dadurch die Gewalt und Lebhaftig¬<lb/>
keit der Flamme vermehrte. Endlich mußte<lb/>
er mit verbrannten Augenwimpern und Haa¬<lb/>
ren auch in den Garten fliehen, indem er<lb/>
den Alten mit durch die Flamme riß, der<lb/>
ihm mit ver&#x017F;engtem Barte unwillig folgte.</p><lb/>
            <p>Wilhelm eilte &#x017F;ogleich die Kinder im Gar¬<lb/>
ten zu &#x017F;uchen. Auf der Schwelle eines ent¬<lb/>
fernten Lu&#x017F;thäuschens fand er &#x017F;ie, und Mig¬<lb/>
non that ihr möglich&#x017F;tes den Kleinen zu be¬<lb/>
ruhigen. Wilhelm nahm ihn auf den Schoos,<lb/>
fragte ihn, befühlte ihn und konnte nichts<lb/>
zu&#x017F;ammenhängendes aus beyden Kindern her¬<lb/>
ausbringen.</p><lb/>
            <p>Inde&#x017F;&#x017F;en hatte das Feuer gewalt&#x017F;am meh¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0142] Unglücklicher? rief Wilhelm. Der Alte ſchwieg, Mignon hatte den Felix aufgeho¬ ben, und ſchleppte mit Mühe den Knaben in den Garten, indeß Wilhelm das Feuer aus¬ einander zu zerren und zu dämpfen ſtrebte, aber nur dadurch die Gewalt und Lebhaftig¬ keit der Flamme vermehrte. Endlich mußte er mit verbrannten Augenwimpern und Haa¬ ren auch in den Garten fliehen, indem er den Alten mit durch die Flamme riß, der ihm mit verſengtem Barte unwillig folgte. Wilhelm eilte ſogleich die Kinder im Gar¬ ten zu ſuchen. Auf der Schwelle eines ent¬ fernten Luſthäuschens fand er ſie, und Mig¬ non that ihr möglichſtes den Kleinen zu be¬ ruhigen. Wilhelm nahm ihn auf den Schoos, fragte ihn, befühlte ihn und konnte nichts zuſammenhängendes aus beyden Kindern her¬ ausbringen. Indeſſen hatte das Feuer gewaltſam meh¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/142
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/142>, abgerufen am 15.05.2024.