Meister, sagte sie (noch niemals, als die¬ sen Abend, hatte sie ihm diesen Nahmen ge¬ geben, denn Anfangs pflegte sie ihn Herr, und nachher Vater zu nennen.) Meister! wir sind einer großen Gefahr entronnen, dein Fe¬ lix war am Tode.
Durch viele Fragen erfuhr endlich Wil¬ helm, daß der Harfenspieler, als sie in das Gewölbe gekommen, ihr das Licht aus der Hand gerissen und das Stroh sogleich ange¬ zündet habe. Darauf habe er den Felix nie¬ dergesetzt, mit wunderlichen Geberden die Hände auf des Kindes Kopf gelegt und ein Messer gezogen, als wenn er ihn opfern wolle. Sie sey zugesprungen und habe ihm das Messer aus der Hand gerissen; sie habe ge¬ schrien, und einer vom Hause, der einige Sa¬ chen nach dem Garten zu gerettet, sey ihr zu Hülfe gekommen, der müsse aber, in der Verwirrung wieder weggegangen seyn,
Meiſter, ſagte ſie (noch niemals, als die¬ ſen Abend, hatte ſie ihm dieſen Nahmen ge¬ geben, denn Anfangs pflegte ſie ihn Herr, und nachher Vater zu nennen.) Meiſter! wir ſind einer großen Gefahr entronnen, dein Fe¬ lix war am Tode.
Durch viele Fragen erfuhr endlich Wil¬ helm, daß der Harfenſpieler, als ſie in das Gewölbe gekommen, ihr das Licht aus der Hand geriſſen und das Stroh ſogleich ange¬ zündet habe. Darauf habe er den Felix nie¬ dergeſetzt, mit wunderlichen Geberden die Hände auf des Kindes Kopf gelegt und ein Meſſer gezogen, als wenn er ihn opfern wolle. Sie ſey zugeſprungen und habe ihm das Meſſer aus der Hand geriſſen; ſie habe ge¬ ſchrien, und einer vom Hauſe, der einige Sa¬ chen nach dem Garten zu gerettet, ſey ihr zu Hülfe gekommen, der müſſe aber, in der Verwirrung wieder weggegangen ſeyn,
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Meiſter, ſagte ſie (noch niemals, als die¬
ſen Abend, hatte ſie ihm dieſen Nahmen ge¬
geben, denn Anfangs pflegte ſie ihn Herr,
und nachher Vater zu nennen.) Meiſter! wir
ſind einer großen Gefahr entronnen, dein Fe¬
lix war am Tode.
Durch viele Fragen erfuhr endlich Wil¬
helm, daß der Harfenſpieler, als ſie in das
Gewölbe gekommen, ihr das Licht aus der
Hand geriſſen und das Stroh ſogleich ange¬
zündet habe. Darauf habe er den Felix nie¬
dergeſetzt, mit wunderlichen Geberden die
Hände auf des Kindes Kopf gelegt und ein
Meſſer gezogen, als wenn er ihn opfern wolle.
Sie ſey zugeſprungen und habe ihm das
Meſſer aus der Hand geriſſen; ſie habe ge¬
ſchrien, und einer vom Hauſe, der einige Sa¬
chen nach dem Garten zu gerettet, ſey
ihr zu Hülfe gekommen, der müſſe aber, in
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/144>, abgerufen am 04.01.2025.
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