Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

mern des zusammen gestürzten Gebäudes,
und sie fanden neben einen Kohlen- und
Aschenhaufen eine sehr behagliche Wärme.

Der anbrechende Tag brachte nun alle
Freunde und Bekannte nach und nach zu¬
sammen. Jedermann hatte sich gerettet, nie¬
mand hatte viel verloren.

Wilhelms Koffer fand sich auch wieder
und Serlo trieb, als es gegen zehn Uhr ging,
zur Probe von Hamlet, wenigstens einiger
Scenen, die mit neuen Schauspielern besetzt
waren. Er hatte darauf noch einige Debat¬
ten mit der Polizey. Die Geistlichkeit ver¬
langte: daß nach einem solchen Strafgerichte
Gottes das Schauspielhaus geschlossen blei¬
ben sollte, und Serlo behauptete: daß theils
zum Ersatz dessen, was er diese Nacht ver¬
lohren, theils zur Aufheiterung der erschreck¬
ten Gemüther, die Aufführung eines interes¬
santen Stückes mehr als jemals am Platz

mern des zuſammen geſtürzten Gebäudes,
und ſie fanden neben einen Kohlen- und
Aſchenhaufen eine ſehr behagliche Wärme.

Der anbrechende Tag brachte nun alle
Freunde und Bekannte nach und nach zu¬
ſammen. Jedermann hatte ſich gerettet, nie¬
mand hatte viel verloren.

Wilhelms Koffer fand ſich auch wieder
und Serlo trieb, als es gegen zehn Uhr ging,
zur Probe von Hamlet, wenigſtens einiger
Scenen, die mit neuen Schauſpielern beſetzt
waren. Er hatte darauf noch einige Debat¬
ten mit der Polizey. Die Geiſtlichkeit ver¬
langte: daß nach einem ſolchen Strafgerichte
Gottes das Schauſpielhaus geſchloſſen blei¬
ben ſollte, und Serlo behauptete: daß theils
zum Erſatz deſſen, was er dieſe Nacht ver¬
lohren, theils zur Aufheiterung der erſchreck¬
ten Gemüther, die Aufführung eines intereſ¬
ſanten Stückes mehr als jemals am Platz

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0146" n="140"/>
mern des zu&#x017F;ammen ge&#x017F;türzten Gebäudes,<lb/>
und &#x017F;ie fanden neben einen Kohlen- und<lb/>
A&#x017F;chenhaufen eine &#x017F;ehr behagliche Wärme.</p><lb/>
            <p>Der anbrechende Tag brachte nun alle<lb/>
Freunde und Bekannte nach und nach zu¬<lb/>
&#x017F;ammen. Jedermann hatte &#x017F;ich gerettet, nie¬<lb/>
mand hatte viel verloren.</p><lb/>
            <p>Wilhelms Koffer fand &#x017F;ich auch wieder<lb/>
und Serlo trieb, als es gegen zehn Uhr ging,<lb/>
zur Probe von Hamlet, wenig&#x017F;tens einiger<lb/>
Scenen, die mit neuen Schau&#x017F;pielern be&#x017F;etzt<lb/>
waren. Er hatte darauf noch einige Debat¬<lb/>
ten mit der Polizey. Die Gei&#x017F;tlichkeit ver¬<lb/>
langte: daß nach einem &#x017F;olchen Strafgerichte<lb/>
Gottes das Schau&#x017F;pielhaus ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en blei¬<lb/>
ben &#x017F;ollte, und Serlo behauptete: daß theils<lb/>
zum Er&#x017F;atz de&#x017F;&#x017F;en, was er die&#x017F;e Nacht ver¬<lb/>
lohren, theils zur Aufheiterung der er&#x017F;chreck¬<lb/>
ten Gemüther, die Aufführung eines intere&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;anten Stückes mehr als jemals am Platz<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0146] mern des zuſammen geſtürzten Gebäudes, und ſie fanden neben einen Kohlen- und Aſchenhaufen eine ſehr behagliche Wärme. Der anbrechende Tag brachte nun alle Freunde und Bekannte nach und nach zu¬ ſammen. Jedermann hatte ſich gerettet, nie¬ mand hatte viel verloren. Wilhelms Koffer fand ſich auch wieder und Serlo trieb, als es gegen zehn Uhr ging, zur Probe von Hamlet, wenigſtens einiger Scenen, die mit neuen Schauſpielern beſetzt waren. Er hatte darauf noch einige Debat¬ ten mit der Polizey. Die Geiſtlichkeit ver¬ langte: daß nach einem ſolchen Strafgerichte Gottes das Schauſpielhaus geſchloſſen blei¬ ben ſollte, und Serlo behauptete: daß theils zum Erſatz deſſen, was er dieſe Nacht ver¬ lohren, theils zur Aufheiterung der erſchreck¬ ten Gemüther, die Aufführung eines intereſ¬ ſanten Stückes mehr als jemals am Platz

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/146
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/146>, abgerufen am 15.05.2024.