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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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suchte sie aufzumuntern; am meisten aber
empfahl sie sich ihm durch einen sehr artigen,
manigfaltigen und manchmal selbst muntern
Gesang, und auf eben diesem Wege hatte
sich der Harfenspieler seine Gunst erworben.

Serlo, ohne selbst Genie zur Musik zu
haben, oder irgend ein Instrument zu spie¬
len, wußte ihren hohen Werth zu schätzen;
er suchte sich so oft als möglich diesen Ge¬
nuß, der mit keinem andern verglichen wer¬
den kann, zu verschaffen. Er hatte wöchent¬
lich einmal Concert, und nun hatte sich ihm
durch Mignon, den Harfenspieler und Laer¬
tes, der auf der Violine nicht ungeschickt
war, eine wunderliche kleine Hauskapelle ge¬
bildet.

Er pflegte zu sagen: der Mensch ist so
geneigt sich mit dem Gemeinsten abzugeben,
Geist und Sinne stumpfen sich so leicht ge¬
gen die Eindrücke des Schönen und Voll¬

ſuchte ſie aufzumuntern; am meiſten aber
empfahl ſie ſich ihm durch einen ſehr artigen,
manigfaltigen und manchmal ſelbſt muntern
Geſang, und auf eben dieſem Wege hatte
ſich der Harfenſpieler ſeine Gunſt erworben.

Serlo, ohne ſelbſt Genie zur Muſik zu
haben, oder irgend ein Inſtrument zu ſpie¬
len, wußte ihren hohen Werth zu ſchätzen;
er ſuchte ſich ſo oft als möglich dieſen Ge¬
nuß, der mit keinem andern verglichen wer¬
den kann, zu verſchaffen. Er hatte wöchent¬
lich einmal Concert, und nun hatte ſich ihm
durch Mignon, den Harfenſpieler und Laer¬
tes, der auf der Violine nicht ungeſchickt
war, eine wunderliche kleine Hauskapelle ge¬
bildet.

Er pflegte zu ſagen: der Menſch iſt ſo
geneigt ſich mit dem Gemeinſten abzugeben,
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gen die Eindrücke des Schönen und Voll¬

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[11/0017] ſuchte ſie aufzumuntern; am meiſten aber empfahl ſie ſich ihm durch einen ſehr artigen, manigfaltigen und manchmal ſelbſt muntern Geſang, und auf eben dieſem Wege hatte ſich der Harfenſpieler ſeine Gunſt erworben. Serlo, ohne ſelbſt Genie zur Muſik zu haben, oder irgend ein Inſtrument zu ſpie¬ len, wußte ihren hohen Werth zu ſchätzen; er ſuchte ſich ſo oft als möglich dieſen Ge¬ nuß, der mit keinem andern verglichen wer¬ den kann, zu verſchaffen. Er hatte wöchent¬ lich einmal Concert, und nun hatte ſich ihm durch Mignon, den Harfenſpieler und Laer¬ tes, der auf der Violine nicht ungeſchickt war, eine wunderliche kleine Hauskapelle ge¬ bildet. Er pflegte zu ſagen: der Menſch iſt ſo geneigt ſich mit dem Gemeinſten abzugeben, Geiſt und Sinne ſtumpfen ſich ſo leicht ge¬ gen die Eindrücke des Schönen und Voll¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/17>, abgerufen am 24.11.2024.