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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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ber, wenn ich bey dieser Gelegenheit auch
an meinen Vortheil dachte, mich deiner
Schwester so hülfreich und thätig als mög¬
lich zeigte und ihr, so bald es nur einiger¬
maßen schicklich war, begreiflich machte, daß
es nunmehr unsre Sache sey, eine Verbin¬
dung zu beschleunigen, die unsre Väter aus
allzugroßer Umständlichkeit bisher verzögert
hatten.

Nun mußt du aber ja nicht denken, daß
es uns eingefallen sey, das große leere Haus
in Besitz zu nehmen. Wir sind bescheidner
und vernünftiger; unsern Plan sollst du hö¬
ren. Deine Schwester zieht nach der Hei¬
rath gleich in unser Haus herüber, und so¬
gar auch deine Mutter mit.

Wie ist das möglich? wirst du sagen,
ihr habt ja selbst in dem Neste kaum Platz.
Das ist eben die Kunst, mein Freund! Die
geschickte Einrichtung macht alles möglich,

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ber, wenn ich bey dieſer Gelegenheit auch
an meinen Vortheil dachte, mich deiner
Schweſter ſo hülfreich und thätig als mög¬
lich zeigte und ihr, ſo bald es nur einiger¬
maßen ſchicklich war, begreiflich machte, daß
es nunmehr unſre Sache ſey, eine Verbin¬
dung zu beſchleunigen, die unſre Väter aus
allzugroßer Umſtändlichkeit bisher verzögert
hatten.

Nun mußt du aber ja nicht denken, daß
es uns eingefallen ſey, das große leere Haus
in Beſitz zu nehmen. Wir ſind beſcheidner
und vernünftiger; unſern Plan ſollſt du hö¬
ren. Deine Schweſter zieht nach der Hei¬
rath gleich in unſer Haus herüber, und ſo¬
gar auch deine Mutter mit.

Wie iſt das möglich? wirſt du ſagen,
ihr habt ja ſelbſt in dem Neſte kaum Platz.
Das iſt eben die Kunſt, mein Freund! Die
geſchickte Einrichtung macht alles möglich,

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[19/0025] ber, wenn ich bey dieſer Gelegenheit auch an meinen Vortheil dachte, mich deiner Schweſter ſo hülfreich und thätig als mög¬ lich zeigte und ihr, ſo bald es nur einiger¬ maßen ſchicklich war, begreiflich machte, daß es nunmehr unſre Sache ſey, eine Verbin¬ dung zu beſchleunigen, die unſre Väter aus allzugroßer Umſtändlichkeit bisher verzögert hatten. Nun mußt du aber ja nicht denken, daß es uns eingefallen ſey, das große leere Haus in Beſitz zu nehmen. Wir ſind beſcheidner und vernünftiger; unſern Plan ſollſt du hö¬ ren. Deine Schweſter zieht nach der Hei¬ rath gleich in unſer Haus herüber, und ſo¬ gar auch deine Mutter mit. Wie iſt das möglich? wirſt du ſagen, ihr habt ja ſelbſt in dem Neſte kaum Platz. Das iſt eben die Kunſt, mein Freund! Die geſchickte Einrichtung macht alles möglich, B 2

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/25>, abgerufen am 25.11.2024.