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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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lich, confus; so thäte er dem Eindrucke der
Figuren Schaden.

Wilhelm nahm nun wieder die Parthie
Shakespears, und zeigte, daß er für Insu¬
laner geschrieben habe, für Engländer, die
selbst im Hintergrunde nur Schiffe und See¬
reisen, die Küste von Frankreich und Caper
zu sehen gewohnt sind, und daß das, was
jenen etwas ganz gewöhnliches sey, uns
schon zerstreue und verwirre.

Serlo mußte nachgeben, und beyde stimm¬
ten darin überein, daß, da das Stück nun
einmal auf das deutsche Theater solle, dieser
ernstere einfachere Hintergrund für unsre
Vorstellungsart am besten passen werde.

Die Rollen hatte man schon früher aus¬
getheilt; den Polonius übernahm Serlo;
Aurelie, Ophelien; Laertes war durch seinen
Namen schon bezeichnet; ein junger, unter¬
setzter, muntrer, neuangekommener Jüngling

lich, confus; ſo thäte er dem Eindrucke der
Figuren Schaden.

Wilhelm nahm nun wieder die Parthie
Shakeſpears, und zeigte, daß er für Inſu¬
laner geſchrieben habe, für Engländer, die
ſelbſt im Hintergrunde nur Schiffe und See¬
reiſen, die Küſte von Frankreich und Caper
zu ſehen gewohnt ſind, und daß das, was
jenen etwas ganz gewöhnliches ſey, uns
ſchon zerſtreue und verwirre.

Serlo mußte nachgeben, und beyde ſtimm¬
ten darin überein, daß, da das Stück nun
einmal auf das deutſche Theater ſolle, dieſer
ernſtere einfachere Hintergrund für unſre
Vorſtellungsart am beſten paſſen werde.

Die Rollen hatte man ſchon früher aus¬
getheilt; den Polonius übernahm Serlo;
Aurelie, Ophelien; Laertes war durch ſeinen
Namen ſchon bezeichnet; ein junger, unter¬
ſetzter, muntrer, neuangekommener Jüngling

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[53/0059] lich, confus; ſo thäte er dem Eindrucke der Figuren Schaden. Wilhelm nahm nun wieder die Parthie Shakeſpears, und zeigte, daß er für Inſu¬ laner geſchrieben habe, für Engländer, die ſelbſt im Hintergrunde nur Schiffe und See¬ reiſen, die Küſte von Frankreich und Caper zu ſehen gewohnt ſind, und daß das, was jenen etwas ganz gewöhnliches ſey, uns ſchon zerſtreue und verwirre. Serlo mußte nachgeben, und beyde ſtimm¬ ten darin überein, daß, da das Stück nun einmal auf das deutſche Theater ſolle, dieſer ernſtere einfachere Hintergrund für unſre Vorſtellungsart am beſten paſſen werde. Die Rollen hatte man ſchon früher aus¬ getheilt; den Polonius übernahm Serlo; Aurelie, Ophelien; Laertes war durch ſeinen Namen ſchon bezeichnet; ein junger, unter¬ ſetzter, muntrer, neuangekommener Jüngling

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/59>, abgerufen am 28.11.2024.