That. Grandison, Clarisse, Pamela, der Landpriester von Wakefield, Tom Jones selbst sind, wo nicht leidende, doch retardi¬ rende Personen, und alle Begebenheiten wer¬ den gewissermaßen nach ihren Gesinnungen gemodelt. Im Drama modelt der Held nichts nach sich, alles widersteht ihm, und er räumt und rückt die Hindernisse aus dem Wege, oder unterliegt ihnen.
So vereinigte man sich auch darüber, daß man dem Zufall im Roman gar wohl sein Spiel erlauben könne; daß er aber im¬ mer durch die Gesinnungen der Personen gelenkt und geleitet werden müsse; daß hin¬ gegen das Schicksal, das die Menschen, ohne ihr Zuthun, durch unzusammenhängende äu¬ ßere Umstände zu einer unvorgesehenen Ca¬ tastrophe hindrängt, nur im Drama statt habe; daß der Zufall wohl pathetische, nie¬ mals aber tragische, Situationen hervorbrin¬
That. Grandiſon, Clariſſe, Pamela, der Landprieſter von Wakefield, Tom Jones ſelbſt ſind, wo nicht leidende, doch retardi¬ rende Perſonen, und alle Begebenheiten wer¬ den gewiſſermaßen nach ihren Geſinnungen gemodelt. Im Drama modelt der Held nichts nach ſich, alles widerſteht ihm, und er räumt und rückt die Hinderniſſe aus dem Wege, oder unterliegt ihnen.
So vereinigte man ſich auch darüber, daß man dem Zufall im Roman gar wohl ſein Spiel erlauben könne; daß er aber im¬ mer durch die Geſinnungen der Perſonen gelenkt und geleitet werden müſſe; daß hin¬ gegen das Schickſal, das die Menſchen, ohne ihr Zuthun, durch unzuſammenhängende äu¬ ßere Umſtände zu einer unvorgeſehenen Ca¬ taſtrophe hindrängt, nur im Drama ſtatt habe; daß der Zufall wohl pathetiſche, nie¬ mals aber tragiſche, Situationen hervorbrin¬
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That. Grandiſon, Clariſſe, Pamela, der
Landprieſter von Wakefield, Tom Jones
ſelbſt ſind, wo nicht leidende, doch retardi¬
rende Perſonen, und alle Begebenheiten wer¬
den gewiſſermaßen nach ihren Geſinnungen
gemodelt. Im Drama modelt der Held
nichts nach ſich, alles widerſteht ihm, und
er räumt und rückt die Hinderniſſe aus dem
Wege, oder unterliegt ihnen.
So vereinigte man ſich auch darüber,
daß man dem Zufall im Roman gar wohl
ſein Spiel erlauben könne; daß er aber im¬
mer durch die Geſinnungen der Perſonen
gelenkt und geleitet werden müſſe; daß hin¬
gegen das Schickſal, das die Menſchen, ohne
ihr Zuthun, durch unzuſammenhängende äu¬
ßere Umſtände zu einer unvorgeſehenen Ca¬
taſtrophe hindrängt, nur im Drama ſtatt
habe; daß der Zufall wohl pathetiſche, nie¬
mals aber tragiſche, Situationen hervorbrin¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/82>, abgerufen am 04.01.2025.
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