gen. Wozu diese verschlossenen Zimmer? diese wunderlichen Gänge? warum kann nie¬ mand zu dem großen Thurm gelangen? Warum verbannten sie mich, so oft Sie nur konnten, in meine Stube? Ich will ge¬ stehen, daß Eifersucht zuerst mich auf diese Entdeckung brachte, ich fürchtete eine glück¬ liche Nebenbuhlerin sey irgendwo versteckt. Nun glaube ich das nicht mehr, ich bin über¬ zeugt, daß Lothario mich liebt, daß er es redlich mit mir meint, aber eben so gewis bin ich überzeugt, daß er von seinen künst¬ lichen und falschen Freunden betrogen wird. Wenn Sie sich um ihn verdient machen wol¬ len, wenn Ihnen verziehen werden soll, was Sie an mir verbrochen haben, so befreien Sie ihn aus den Händen dieser Menschen. Doch was hoffe ich! "überreichen Sie ihm diesen Brief, wiederholen Sie, was er ent¬ hält: daß ich ihn ewig lieben werde, daß ich
gen. Wozu dieſe verſchloſſenen Zimmer? dieſe wunderlichen Gänge? warum kann nie¬ mand zu dem großen Thurm gelangen? Warum verbannten ſie mich, ſo oft Sie nur konnten, in meine Stube? Ich will ge¬ ſtehen, daß Eiferſucht zuerſt mich auf dieſe Entdeckung brachte, ich fürchtete eine glück¬ liche Nebenbuhlerin ſey irgendwo verſteckt. Nun glaube ich das nicht mehr, ich bin über¬ zeugt, daß Lothario mich liebt, daß er es redlich mit mir meint, aber eben ſo gewis bin ich überzeugt, daß er von ſeinen künſt¬ lichen und falſchen Freunden betrogen wird. Wenn Sie ſich um ihn verdient machen wol¬ len, wenn Ihnen verziehen werden ſoll, was Sie an mir verbrochen haben, ſo befreien Sie ihn aus den Händen dieſer Menſchen. Doch was hoffe ich! »überreichen Sie ihm dieſen Brief, wiederholen Sie, was er ent¬ hält: daß ich ihn ewig lieben werde, daß ich
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gen. Wozu dieſe verſchloſſenen Zimmer?
dieſe wunderlichen Gänge? warum kann nie¬
mand zu dem großen Thurm gelangen?
Warum verbannten ſie mich, ſo oft Sie
nur konnten, in meine Stube? Ich will ge¬
ſtehen, daß Eiferſucht zuerſt mich auf dieſe
Entdeckung brachte, ich fürchtete eine glück¬
liche Nebenbuhlerin ſey irgendwo verſteckt.
Nun glaube ich das nicht mehr, ich bin über¬
zeugt, daß Lothario mich liebt, daß er es
redlich mit mir meint, aber eben ſo gewis
bin ich überzeugt, daß er von ſeinen künſt¬
lichen und falſchen Freunden betrogen wird.
Wenn Sie ſich um ihn verdient machen wol¬
len, wenn Ihnen verziehen werden ſoll, was
Sie an mir verbrochen haben, ſo befreien
Sie ihn aus den Händen dieſer Menſchen.
Doch was hoffe ich! ȟberreichen Sie ihm
dieſen Brief, wiederholen Sie, was er ent¬
hält: daß ich ihn ewig lieben werde, daß ich
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/121>, abgerufen am 21.11.2024.
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