und schlief zuletzt, bewegt und ausgeweint, wie sie war, in ihren Kleidern ein.
Norberg kam, ich suchte ihn abzuhalten, ich stellte ihm ihre Gewissensbisse, ihre Reue mit den schwärzesten Farben vor, er wünschte sie nur zu sehen, und ich ging in das Zim¬ mer, um sie vorzubereiten, er schritt mir nach, und wir traten beyde zu gleicher Zeit vor ihr Bette. Sie erwachte, sprang mit Wuth auf und entriß sich unsern Armen; sie beschwur und bat, sie flehte, drohte und ver¬ sicherte, daß sie nicht nachgeben würde. Sie war unvorsichtig genug, über ihre wahre Lei¬ denschaft einige Worte fallen zu lassen, die der arme Norberg im geistlichen Sinne deu¬ ten mußte. Endlich verließ er sie, und sie schloß sich ein. Ich behielt ihn noch lange bey mir, und sprach mit ihm über ihren Zu¬ stand, daß sie guter Hoffnung sey, und daß man das arme Mädchen schonen müsse. Er
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und ſchlief zuletzt, bewegt und ausgeweint, wie ſie war, in ihren Kleidern ein.
Norberg kam, ich ſuchte ihn abzuhalten, ich ſtellte ihm ihre Gewiſſensbiſſe, ihre Reue mit den ſchwärzeſten Farben vor, er wünſchte ſie nur zu ſehen, und ich ging in das Zim¬ mer, um ſie vorzubereiten, er ſchritt mir nach, und wir traten beyde zu gleicher Zeit vor ihr Bette. Sie erwachte, ſprang mit Wuth auf und entriß ſich unſern Armen; ſie beſchwur und bat, ſie flehte, drohte und ver¬ ſicherte, daß ſie nicht nachgeben würde. Sie war unvorſichtig genug, über ihre wahre Lei¬ denſchaft einige Worte fallen zu laſſen, die der arme Norberg im geiſtlichen Sinne deu¬ ten mußte. Endlich verließ er ſie, und ſie ſchloß ſich ein. Ich behielt ihn noch lange bey mir, und ſprach mit ihm über ihren Zu¬ ſtand, daß ſie guter Hoffnung ſey, und daß man das arme Mädchen ſchonen müſſe. Er
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und ſchlief zuletzt, bewegt und ausgeweint,
wie ſie war, in ihren Kleidern ein.
Norberg kam, ich ſuchte ihn abzuhalten,
ich ſtellte ihm ihre Gewiſſensbiſſe, ihre Reue
mit den ſchwärzeſten Farben vor, er wünſchte
ſie nur zu ſehen, und ich ging in das Zim¬
mer, um ſie vorzubereiten, er ſchritt mir
nach, und wir traten beyde zu gleicher Zeit
vor ihr Bette. Sie erwachte, ſprang mit
Wuth auf und entriß ſich unſern Armen; ſie
beſchwur und bat, ſie flehte, drohte und ver¬
ſicherte, daß ſie nicht nachgeben würde. Sie
war unvorſichtig genug, über ihre wahre Lei¬
denſchaft einige Worte fallen zu laſſen, die
der arme Norberg im geiſtlichen Sinne deu¬
ten mußte. Endlich verließ er ſie, und ſie
ſchloß ſich ein. Ich behielt ihn noch lange
bey mir, und ſprach mit ihm über ihren Zu¬
ſtand, daß ſie guter Hoffnung ſey, und daß
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/165>, abgerufen am 27.11.2024.
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