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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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backenes Brod schmackhaft und sättigend für
Einen Tag; aber Mehl kann man nicht
säen, und die Saatfrüchte sollen nicht ver¬
mahlen werden. Die Worte sind gut, sie
sind aber nicht das Beste. Das Beste wird
nicht deutlich durch Worte. Der Geist, aus
dem wir handeln, ist das Höchste. Die Hand¬
lung wird nur vom Geiste begriffen und
wieder dargestellt. Niemand weiß was er
thut, wenn er recht handelt, aber des Un¬
rechten sind wir uns immer bewußt. Wer
bloß mit Zeichen wirkt, ist ein Pedant, ein
Heuchler oder ein Pfuscher. Es sind ihrer
viel, und es wird ihnen wohl zusammen.
Ihr Geschwätz hält den Schüler zurück, und
ihre beharrliche Mittelmäßigkeit ängstigt die
Besten. Des ächten Künstlers Lehre schließt
den Sinn auf, denn wo die Worte fehlen,
spricht die That. Der ächte Schüler lernt

backenes Brod ſchmackhaft und ſättigend für
Einen Tag; aber Mehl kann man nicht
ſäen, und die Saatfrüchte ſollen nicht ver¬
mahlen werden. Die Worte ſind gut, ſie
ſind aber nicht das Beſte. Das Beſte wird
nicht deutlich durch Worte. Der Geiſt, aus
dem wir handeln, iſt das Höchſte. Die Hand¬
lung wird nur vom Geiſte begriffen und
wieder dargeſtellt. Niemand weiß was er
thut, wenn er recht handelt, aber des Un¬
rechten ſind wir uns immer bewußt. Wer
bloß mit Zeichen wirkt, iſt ein Pedant, ein
Heuchler oder ein Pfuſcher. Es ſind ihrer
viel, und es wird ihnen wohl zuſammen.
Ihr Geſchwätz hält den Schüler zurück, und
ihre beharrliche Mittelmäßigkeit ängſtigt die
Beſten. Des ächten Künſtlers Lehre ſchließt
den Sinn auf, denn wo die Worte fehlen,
ſpricht die That. Der ächte Schüler lernt

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[207/0211] backenes Brod ſchmackhaft und ſättigend für Einen Tag; aber Mehl kann man nicht ſäen, und die Saatfrüchte ſollen nicht ver¬ mahlen werden. Die Worte ſind gut, ſie ſind aber nicht das Beſte. Das Beſte wird nicht deutlich durch Worte. Der Geiſt, aus dem wir handeln, iſt das Höchſte. Die Hand¬ lung wird nur vom Geiſte begriffen und wieder dargeſtellt. Niemand weiß was er thut, wenn er recht handelt, aber des Un¬ rechten ſind wir uns immer bewußt. Wer bloß mit Zeichen wirkt, iſt ein Pedant, ein Heuchler oder ein Pfuſcher. Es ſind ihrer viel, und es wird ihnen wohl zuſammen. Ihr Geſchwätz hält den Schüler zurück, und ihre beharrliche Mittelmäßigkeit ängſtigt die Beſten. Des ächten Künſtlers Lehre ſchließt den Sinn auf, denn wo die Worte fehlen, ſpricht die That. Der ächte Schüler lernt

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/211>, abgerufen am 24.11.2024.