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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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am Herzen liegt, und am Herzen liegen
soll.

Gut denn, ihr sonderbaren und weisen
Menschen, deren Blick in so viele Geheim¬
nisse dringt, könnt Ihr mir sagen, ob Felix
wirklich mein Sohn sey? --

Heil Ihnen über diese Frage! rief der
Abbe, indem er vor Freuden die Hände zu¬
sammenschlug, Felix ist Ihr Sohn! bey dem
Heiligsten, was unter uns verborgen liegt,
schwör ich Ihnen, Felix ist Ihr Sohn, und
der Gesinnung nach war seine abgeschiedne
Mutter Ihrer nicht unwerth; empfangen Sie
das liebliche Kind aus unserer Hand, kehren
Sie sich um, und wagen Sie es, glücklich zu
seyn.

Wilhelm hörte ein Geräusch hinter sich,
er kehrte sich um, und sah ein Kindergesicht
schalkhaft durch die Teppiche des Eingangs
hervor gucken. Es war Felix! Der Knabe

W. Meisters Lehrj. 4. O

am Herzen liegt, und am Herzen liegen
ſoll.

Gut denn, ihr ſonderbaren und weiſen
Menſchen, deren Blick in ſo viele Geheim¬
niſſe dringt, könnt Ihr mir ſagen, ob Felix
wirklich mein Sohn ſey? —

Heil Ihnen über dieſe Frage! rief der
Abbé, indem er vor Freuden die Hände zu¬
ſammenſchlug, Felix iſt Ihr Sohn! bey dem
Heiligſten, was unter uns verborgen liegt,
ſchwör ich Ihnen, Felix iſt Ihr Sohn, und
der Geſinnung nach war ſeine abgeſchiedne
Mutter Ihrer nicht unwerth; empfangen Sie
das liebliche Kind aus unſerer Hand, kehren
Sie ſich um, und wagen Sie es, glücklich zu
ſeyn.

Wilhelm hörte ein Geräuſch hinter ſich,
er kehrte ſich um, und ſah ein Kindergeſicht
ſchalkhaft durch die Teppiche des Eingangs
hervor gucken. Es war Felix! Der Knabe

W. Meiſters Lehrj. 4. O
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[209/0213] am Herzen liegt, und am Herzen liegen ſoll. Gut denn, ihr ſonderbaren und weiſen Menſchen, deren Blick in ſo viele Geheim¬ niſſe dringt, könnt Ihr mir ſagen, ob Felix wirklich mein Sohn ſey? — Heil Ihnen über dieſe Frage! rief der Abbé, indem er vor Freuden die Hände zu¬ ſammenſchlug, Felix iſt Ihr Sohn! bey dem Heiligſten, was unter uns verborgen liegt, ſchwör ich Ihnen, Felix iſt Ihr Sohn, und der Geſinnung nach war ſeine abgeſchiedne Mutter Ihrer nicht unwerth; empfangen Sie das liebliche Kind aus unſerer Hand, kehren Sie ſich um, und wagen Sie es, glücklich zu ſeyn. Wilhelm hörte ein Geräuſch hinter ſich, er kehrte ſich um, und ſah ein Kindergeſicht ſchalkhaft durch die Teppiche des Eingangs hervor gucken. Es war Felix! Der Knabe W. Meiſters Lehrj. 4. O

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/213>, abgerufen am 24.11.2024.