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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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mußte es für das Bild Nataliens erkennen,
so wenig es ihm genug thun wollte. Nata¬
lie trat herein, und die Ähnlichkeit schien
ganz zu verschwinden. Zu seinem Troste
hatte es ein Ordenskreuz an der Brust, und
er sah ein gleiches an der Brust Nataliens.

Ich habe das Portrait hier angesehen,
sagte er zu ihr, und mich verwundert, wie
ein Mahler zugleich so wahr und so falsch
seyn kann. Das Bild gleicht Ihnen, im All¬
gemeinen, recht sehr gut, und doch sind es
weder Ihre Züge noch ihr Character.

Es ist zu verwundern, versetzte Natalie,
daß es noch so viel Ähnlichkeit hat; denn es
ist gar mein Bild nicht, es ist das Bild ei¬
ner Tante, die mir noch in ihrem Alter glich,
da ich erst ein Kind war. Es ist gemahlt,
als sie ohngefähr meine Jahre hatte, und
beym ersten Anblick glaubt jedermann mich
zu sehen. Sie hätten diese treffliche Person

mußte es für das Bild Nataliens erkennen,
ſo wenig es ihm genug thun wollte. Nata¬
lie trat herein, und die Ähnlichkeit ſchien
ganz zu verſchwinden. Zu ſeinem Troſte
hatte es ein Ordenskreuz an der Bruſt, und
er ſah ein gleiches an der Bruſt Nataliens.

Ich habe das Portrait hier angeſehen,
ſagte er zu ihr, und mich verwundert, wie
ein Mahler zugleich ſo wahr und ſo falſch
ſeyn kann. Das Bild gleicht Ihnen, im All¬
gemeinen, recht ſehr gut, und doch ſind es
weder Ihre Züge noch ihr Character.

Es iſt zu verwundern, verſetzte Natalie,
daß es noch ſo viel Ähnlichkeit hat; denn es
iſt gar mein Bild nicht, es iſt das Bild ei¬
ner Tante, die mir noch in ihrem Alter glich,
da ich erſt ein Kind war. Es iſt gemahlt,
als ſie ohngefähr meine Jahre hatte, und
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[264/0268] mußte es für das Bild Nataliens erkennen, ſo wenig es ihm genug thun wollte. Nata¬ lie trat herein, und die Ähnlichkeit ſchien ganz zu verſchwinden. Zu ſeinem Troſte hatte es ein Ordenskreuz an der Bruſt, und er ſah ein gleiches an der Bruſt Nataliens. Ich habe das Portrait hier angeſehen, ſagte er zu ihr, und mich verwundert, wie ein Mahler zugleich ſo wahr und ſo falſch ſeyn kann. Das Bild gleicht Ihnen, im All¬ gemeinen, recht ſehr gut, und doch ſind es weder Ihre Züge noch ihr Character. Es iſt zu verwundern, verſetzte Natalie, daß es noch ſo viel Ähnlichkeit hat; denn es iſt gar mein Bild nicht, es iſt das Bild ei¬ ner Tante, die mir noch in ihrem Alter glich, da ich erſt ein Kind war. Es iſt gemahlt, als ſie ohngefähr meine Jahre hatte, und beym erſten Anblick glaubt jedermann mich zu ſehen. Sie hätten dieſe treffliche Perſon

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/268>, abgerufen am 22.11.2024.