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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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die ihm jene Schrift verschafft hatte. So
bin ich denn, rief er aus, in dem Hause des
würdigen Oheims! Es ist kein Haus, es ist
ein Tempel, und Sie sind die würdige Prie¬
sterinn, ja der Genius selbst; ich werde mich
des Eindrucks von gestern Abend zeitlebens
erinnern, als ich hereintrat, und die alten
Kunstbilder der frühsten Jugend wieder vor
mir standen. Ich erinnerte mich der mitlei¬
digen Marmorbilder in Mignons Lied; aber
diese Bilder hatten über mich nicht zu trauern,
sie sahen mich mit hohem Ernst an, und
schlossen meine früheste Zeit unmittelbar an
diesen Augenblick. Diesen unsern alten Fa¬
milienschatz, diese Lebensfreude meines Gro߬
vaters finde ich hier, zwischen so vielen an¬
dern würdigen Kunstwerken aufgestellt, und
mich, den die Natur zum Liebling dieses
guten alten Mannes gemacht hatte, mich
Unwürdigen, finde ich nun auch hier! o

die ihm jene Schrift verſchafft hatte. So
bin ich denn, rief er aus, in dem Hauſe des
würdigen Oheims! Es iſt kein Haus, es iſt
ein Tempel, und Sie ſind die würdige Prie¬
ſterinn, ja der Genius ſelbſt; ich werde mich
des Eindrucks von geſtern Abend zeitlebens
erinnern, als ich hereintrat, und die alten
Kunſtbilder der frühſten Jugend wieder vor
mir ſtanden. Ich erinnerte mich der mitlei¬
digen Marmorbilder in Mignons Lied; aber
dieſe Bilder hatten über mich nicht zu trauern,
ſie ſahen mich mit hohem Ernſt an, und
ſchloſſen meine früheſte Zeit unmittelbar an
dieſen Augenblick. Dieſen unſern alten Fa¬
milienſchatz, dieſe Lebensfreude meines Gro߬
vaters finde ich hier, zwiſchen ſo vielen an¬
dern würdigen Kunſtwerken aufgeſtellt, und
mich, den die Natur zum Liebling dieſes
guten alten Mannes gemacht hatte, mich
Unwürdigen, finde ich nun auch hier! o

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[269/0273] die ihm jene Schrift verſchafft hatte. So bin ich denn, rief er aus, in dem Hauſe des würdigen Oheims! Es iſt kein Haus, es iſt ein Tempel, und Sie ſind die würdige Prie¬ ſterinn, ja der Genius ſelbſt; ich werde mich des Eindrucks von geſtern Abend zeitlebens erinnern, als ich hereintrat, und die alten Kunſtbilder der frühſten Jugend wieder vor mir ſtanden. Ich erinnerte mich der mitlei¬ digen Marmorbilder in Mignons Lied; aber dieſe Bilder hatten über mich nicht zu trauern, ſie ſahen mich mit hohem Ernſt an, und ſchloſſen meine früheſte Zeit unmittelbar an dieſen Augenblick. Dieſen unſern alten Fa¬ milienſchatz, dieſe Lebensfreude meines Gro߬ vaters finde ich hier, zwiſchen ſo vielen an¬ dern würdigen Kunſtwerken aufgeſtellt, und mich, den die Natur zum Liebling dieſes guten alten Mannes gemacht hatte, mich Unwürdigen, finde ich nun auch hier! o

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/273>, abgerufen am 22.11.2024.