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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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Hand am Busen, über den wiederkehrenden
Schmerz jener schrecklichen Nacht sich be¬
klagte. Es wand sich wie ein Wurm an
der Erde, und ich mußte alle meine Fassung
zusammen nehmen, um die Mittel, die mir
für Geist und Körper unter diesen Umstän¬
den bekannt waren, zu denken und anzu¬
wenden.

Sie setzen mich in eine bängliche Lage,
versetzte Wilhelm, indem Sie mich, in dem
Augenblicke, da ich das liebe Geschöpf wie¬
der sehen soll, mein vielfaches Unrecht ge¬
gen dasselbe so lebhaft fühlen lassen. Soll
ich sie sehen, warum nehmen Sie mir den
Muth ihr mit Freyheit entgegen zu treten;
und soll ich Ihnen gestehen, da Ihr Ge¬
müth so gestimmt ist, so seh ich nicht ein,
was meine Gegenwart helfen soll? sind Sie
als Arzt überzeugt, daß jene doppelte Sehn¬
sucht ihre Natur so weit untergraben hat,

Hand am Buſen, über den wiederkehrenden
Schmerz jener ſchrecklichen Nacht ſich be¬
klagte. Es wand ſich wie ein Wurm an
der Erde, und ich mußte alle meine Faſſung
zuſammen nehmen, um die Mittel, die mir
für Geiſt und Körper unter dieſen Umſtän¬
den bekannt waren, zu denken und anzu¬
wenden.

Sie ſetzen mich in eine bängliche Lage,
verſetzte Wilhelm, indem Sie mich, in dem
Augenblicke, da ich das liebe Geſchöpf wie¬
der ſehen ſoll, mein vielfaches Unrecht ge¬
gen daſſelbe ſo lebhaft fühlen laſſen. Soll
ich ſie ſehen, warum nehmen Sie mir den
Muth ihr mit Freyheit entgegen zu treten;
und ſoll ich Ihnen geſtehen, da Ihr Ge¬
müth ſo geſtimmt iſt, ſo ſeh ich nicht ein,
was meine Gegenwart helfen ſoll? ſind Sie
als Arzt überzeugt, daß jene doppelte Sehn¬
ſucht ihre Natur ſo weit untergraben hat,

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[283/0287] Hand am Buſen, über den wiederkehrenden Schmerz jener ſchrecklichen Nacht ſich be¬ klagte. Es wand ſich wie ein Wurm an der Erde, und ich mußte alle meine Faſſung zuſammen nehmen, um die Mittel, die mir für Geiſt und Körper unter dieſen Umſtän¬ den bekannt waren, zu denken und anzu¬ wenden. Sie ſetzen mich in eine bängliche Lage, verſetzte Wilhelm, indem Sie mich, in dem Augenblicke, da ich das liebe Geſchöpf wie¬ der ſehen ſoll, mein vielfaches Unrecht ge¬ gen daſſelbe ſo lebhaft fühlen laſſen. Soll ich ſie ſehen, warum nehmen Sie mir den Muth ihr mit Freyheit entgegen zu treten; und ſoll ich Ihnen geſtehen, da Ihr Ge¬ müth ſo geſtimmt iſt, ſo ſeh ich nicht ein, was meine Gegenwart helfen ſoll? ſind Sie als Arzt überzeugt, daß jene doppelte Sehn¬ ſucht ihre Natur ſo weit untergraben hat,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/287>, abgerufen am 22.11.2024.