Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünftes Capitel.

Sie waren unter diesem Gespräch im Gar¬
ten auf- und abgegangen, Natalie hatte
verschiedene Blumen, von seltsamer Gestalt,
gebrochen, die Wilhelmen völlig unbekannt
waren, und nach deren Nahmen er fragte.

Sie vermuthen wohl nicht, sagte Nata¬
lie, für wen ich diesen Strauß pflücke? er
ist für meinen Oheim bestimmt, dem wir ei¬
nen Besuch machen wollen. Die Sonne
scheint eben so lebhaft nach dem Saale der
Vergangenheit, ich muß sie diesen Augen¬
blick hineinführen, und ich gehe niemals hin,
ohne einige von denen Blumen, die mein
Oheim besonders begünstigte, mitzubringen.
Es war ein sonderbarer Mann und der ei¬
gensten Eindrücke fähig. Für gewisse Pflanzen

und
Fünftes Capitel.

Sie waren unter dieſem Geſpräch im Gar¬
ten auf- und abgegangen, Natalie hatte
verſchiedene Blumen, von ſeltſamer Geſtalt,
gebrochen, die Wilhelmen völlig unbekannt
waren, und nach deren Nahmen er fragte.

Sie vermuthen wohl nicht, ſagte Nata¬
lie, für wen ich dieſen Strauß pflücke? er
iſt für meinen Oheim beſtimmt, dem wir ei¬
nen Beſuch machen wollen. Die Sonne
ſcheint eben ſo lebhaft nach dem Saale der
Vergangenheit, ich muß ſie dieſen Augen¬
blick hineinführen, und ich gehe niemals hin,
ohne einige von denen Blumen, die mein
Oheim beſonders begünſtigte, mitzubringen.
Es war ein ſonderbarer Mann und der ei¬
genſten Eindrücke fähig. Für gewiſſe Pflanzen

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0324" n="320"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Fünftes Capitel</hi>.<lb/></head>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>ie waren unter die&#x017F;em Ge&#x017F;präch im Gar¬<lb/>
ten auf- und abgegangen, Natalie hatte<lb/>
ver&#x017F;chiedene Blumen, von &#x017F;elt&#x017F;amer Ge&#x017F;talt,<lb/>
gebrochen, die Wilhelmen völlig unbekannt<lb/>
waren, und nach deren Nahmen er fragte.</p><lb/>
            <p>Sie vermuthen wohl nicht, &#x017F;agte Nata¬<lb/>
lie, für wen ich die&#x017F;en Strauß pflücke? er<lb/>
i&#x017F;t für meinen Oheim be&#x017F;timmt, dem wir ei¬<lb/>
nen Be&#x017F;uch machen wollen. Die Sonne<lb/>
&#x017F;cheint eben &#x017F;o lebhaft nach dem Saale der<lb/>
Vergangenheit, ich muß &#x017F;ie die&#x017F;en Augen¬<lb/>
blick hineinführen, und ich gehe niemals hin,<lb/>
ohne einige von denen Blumen, die mein<lb/>
Oheim be&#x017F;onders begün&#x017F;tigte, mitzubringen.<lb/>
Es war ein &#x017F;onderbarer Mann und der ei¬<lb/>
gen&#x017F;ten Eindrücke fähig. Für gewi&#x017F;&#x017F;e Pflanzen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[320/0324] Fünftes Capitel. Sie waren unter dieſem Geſpräch im Gar¬ ten auf- und abgegangen, Natalie hatte verſchiedene Blumen, von ſeltſamer Geſtalt, gebrochen, die Wilhelmen völlig unbekannt waren, und nach deren Nahmen er fragte. Sie vermuthen wohl nicht, ſagte Nata¬ lie, für wen ich dieſen Strauß pflücke? er iſt für meinen Oheim beſtimmt, dem wir ei¬ nen Beſuch machen wollen. Die Sonne ſcheint eben ſo lebhaft nach dem Saale der Vergangenheit, ich muß ſie dieſen Augen¬ blick hineinführen, und ich gehe niemals hin, ohne einige von denen Blumen, die mein Oheim beſonders begünſtigte, mitzubringen. Es war ein ſonderbarer Mann und der ei¬ genſten Eindrücke fähig. Für gewiſſe Pflanzen und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/324
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/324>, abgerufen am 22.11.2024.