Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

aufhoben. In die Wände waren verhältni߬
mäßige Bogen vertieft, in denen größere
Sarkophagen standen, in den Pfeilern da¬
zwischen sah man kleinere Öfnungen, mit
Aschenkästchen und Gefäßen geschmückt; die
übrigen Flächen der Wände und des Ge¬
wölbes sah man in regelmäßige Felder ab¬
getheilt und zwischen heitern und mannig¬
faltigen Einfassungen, Kränzen und Zierra¬
then heitere und bedeutende Gestalten, in
Feldern von verschiedener Größe, gemahlt.
Die architectonischen Glieder waren mit dem
schönen gelben Marmor, der ins röthliche
hinüberblickt, bekleidet, hellblaue Streifen
von einer glücklichen chemischen Composition
ahmten den Lasurstein nach, und gaben, in¬
dem sie gleichsam in einem Gegensatz das Auge
befriedigten, dem Ganzen Einheit und Ver¬
bindung. Alle diese Pracht und Zierde stellte
sich in reinen architectonischen Verhältnissen

X 2

aufhoben. In die Wände waren verhältni߬
mäßige Bogen vertieft, in denen größere
Sarkophagen ſtanden, in den Pfeilern da¬
zwiſchen ſah man kleinere Öfnungen, mit
Aſchenkäſtchen und Gefäßen geſchmückt; die
übrigen Flächen der Wände und des Ge¬
wölbes ſah man in regelmäßige Felder ab¬
getheilt und zwiſchen heitern und mannig¬
faltigen Einfaſſungen, Kränzen und Zierra¬
then heitere und bedeutende Geſtalten, in
Feldern von verſchiedener Größe, gemahlt.
Die architectoniſchen Glieder waren mit dem
ſchönen gelben Marmor, der ins röthliche
hinüberblickt, bekleidet, hellblaue Streifen
von einer glücklichen chemiſchen Compoſition
ahmten den Laſurſtein nach, und gaben, in¬
dem ſie gleichſam in einem Gegenſatz das Auge
befriedigten, dem Ganzen Einheit und Ver¬
bindung. Alle dieſe Pracht und Zierde ſtellte
ſich in reinen architectoniſchen Verhältniſſen

X 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0327" n="323"/>
aufhoben. In die Wände waren verhältni߬<lb/>
mäßige Bogen vertieft, in denen größere<lb/>
Sarkophagen &#x017F;tanden, in den Pfeilern da¬<lb/>
zwi&#x017F;chen &#x017F;ah man kleinere Öfnungen, mit<lb/>
A&#x017F;chenkä&#x017F;tchen und Gefäßen ge&#x017F;chmückt; die<lb/>
übrigen Flächen der Wände und des Ge¬<lb/>
wölbes &#x017F;ah man in regelmäßige Felder ab¬<lb/>
getheilt und zwi&#x017F;chen heitern und mannig¬<lb/>
faltigen Einfa&#x017F;&#x017F;ungen, Kränzen und Zierra¬<lb/>
then heitere und bedeutende Ge&#x017F;talten, in<lb/>
Feldern von ver&#x017F;chiedener Größe, gemahlt.<lb/>
Die architectoni&#x017F;chen Glieder waren mit dem<lb/>
&#x017F;chönen gelben Marmor, der ins röthliche<lb/>
hinüberblickt, bekleidet, hellblaue Streifen<lb/>
von einer glücklichen chemi&#x017F;chen Compo&#x017F;ition<lb/>
ahmten den La&#x017F;ur&#x017F;tein nach, und gaben, in¬<lb/>
dem &#x017F;ie gleich&#x017F;am in einem Gegen&#x017F;atz das Auge<lb/>
befriedigten, dem Ganzen Einheit und Ver¬<lb/>
bindung. Alle die&#x017F;e Pracht und Zierde &#x017F;tellte<lb/>
&#x017F;ich in reinen architectoni&#x017F;chen Verhältni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 2<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0327] aufhoben. In die Wände waren verhältni߬ mäßige Bogen vertieft, in denen größere Sarkophagen ſtanden, in den Pfeilern da¬ zwiſchen ſah man kleinere Öfnungen, mit Aſchenkäſtchen und Gefäßen geſchmückt; die übrigen Flächen der Wände und des Ge¬ wölbes ſah man in regelmäßige Felder ab¬ getheilt und zwiſchen heitern und mannig¬ faltigen Einfaſſungen, Kränzen und Zierra¬ then heitere und bedeutende Geſtalten, in Feldern von verſchiedener Größe, gemahlt. Die architectoniſchen Glieder waren mit dem ſchönen gelben Marmor, der ins röthliche hinüberblickt, bekleidet, hellblaue Streifen von einer glücklichen chemiſchen Compoſition ahmten den Laſurſtein nach, und gaben, in¬ dem ſie gleichſam in einem Gegenſatz das Auge befriedigten, dem Ganzen Einheit und Ver¬ bindung. Alle dieſe Pracht und Zierde ſtellte ſich in reinen architectoniſchen Verhältniſſen X 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/327
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/327>, abgerufen am 17.06.2024.