Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

bekleidet wie jene Knaben, traten hinter den
Teppichen hervor, hoben den schweren, schön
verzierten Deckel auf den Sarg, und fingen
zugleich ihren Gesang an.

Die Jünglinge.

Wohl verwahrt ist nun der Schatz! das
schöne Gebild der Vergangenheit! hier im
Marmor ruht es unverzehrt, auch in euren
Herzen lebt es, wirkt es fort. Schreitet,
schreitet ins Leben zurück! nehmet den heili¬
gen Ernst mit hinaus, denn der Ernst, der
heilige, macht allein das Leben zur Ewigkeit.

Das unsichtbare Chor fiel in die letzten
Worte mit ein, aber niemand von der Ge¬
sellschaft vernahm die stärkenden Worte, je¬
des war zu sehr mit den wunderbaren Ent¬
deckungen und seinen eignen Empfindungen
beschäftigt. Der Abbe und Natalie führten
den Markese, Therese und Lothario Wilhel¬

bekleidet wie jene Knaben, traten hinter den
Teppichen hervor, hoben den ſchweren, ſchön
verzierten Deckel auf den Sarg, und fingen
zugleich ihren Geſang an.

Die Jünglinge.

Wohl verwahrt iſt nun der Schatz! das
ſchöne Gebild der Vergangenheit! hier im
Marmor ruht es unverzehrt, auch in euren
Herzen lebt es, wirkt es fort. Schreitet,
ſchreitet ins Leben zurück! nehmet den heili¬
gen Ernſt mit hinaus, denn der Ernſt, der
heilige, macht allein das Leben zur Ewigkeit.

Das unſichtbare Chor fiel in die letzten
Worte mit ein, aber niemand von der Ge¬
ſellſchaft vernahm die ſtärkenden Worte, je¬
des war zu ſehr mit den wunderbaren Ent¬
deckungen und ſeinen eignen Empfindungen
beſchäftigt. Der Abbé und Natalie führten
den Markeſe, Thereſe und Lothario Wilhel¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0426" n="402[422]"/>
bekleidet wie jene Knaben, traten hinter den<lb/>
Teppichen hervor, hoben den &#x017F;chweren, &#x017F;chön<lb/>
verzierten Deckel auf den Sarg, und fingen<lb/>
zugleich ihren Ge&#x017F;ang an.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#g">Die Jünglinge</hi>.<lb/></head>
              <p>Wohl verwahrt i&#x017F;t nun der Schatz! das<lb/>
&#x017F;chöne Gebild der Vergangenheit! hier im<lb/>
Marmor ruht es unverzehrt, auch in euren<lb/>
Herzen lebt es, wirkt es fort. Schreitet,<lb/>
&#x017F;chreitet ins Leben zurück! nehmet den heili¬<lb/>
gen Ern&#x017F;t mit hinaus, denn der Ern&#x017F;t, der<lb/>
heilige, macht allein das Leben zur Ewigkeit.</p><lb/>
              <p>Das un&#x017F;ichtbare Chor fiel in die letzten<lb/>
Worte mit ein, aber niemand von der Ge¬<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaft vernahm die &#x017F;tärkenden Worte, je¬<lb/>
des war zu &#x017F;ehr mit den wunderbaren Ent¬<lb/>
deckungen und &#x017F;einen eignen Empfindungen<lb/>
be&#x017F;chäftigt. Der Abbé und Natalie führten<lb/>
den Marke&#x017F;e, There&#x017F;e und Lothario Wilhel¬<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[402[422]/0426] bekleidet wie jene Knaben, traten hinter den Teppichen hervor, hoben den ſchweren, ſchön verzierten Deckel auf den Sarg, und fingen zugleich ihren Geſang an. Die Jünglinge. Wohl verwahrt iſt nun der Schatz! das ſchöne Gebild der Vergangenheit! hier im Marmor ruht es unverzehrt, auch in euren Herzen lebt es, wirkt es fort. Schreitet, ſchreitet ins Leben zurück! nehmet den heili¬ gen Ernſt mit hinaus, denn der Ernſt, der heilige, macht allein das Leben zur Ewigkeit. Das unſichtbare Chor fiel in die letzten Worte mit ein, aber niemand von der Ge¬ ſellſchaft vernahm die ſtärkenden Worte, je¬ des war zu ſehr mit den wunderbaren Ent¬ deckungen und ſeinen eignen Empfindungen beſchäftigt. Der Abbé und Natalie führten den Markeſe, Thereſe und Lothario Wilhel¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/426
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 402[422]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/426>, abgerufen am 22.11.2024.