Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

fahren? erlebte seine Mutter nicht die Wonne
seiner Seligsprechung? hat man nicht durch
jenes große Bildniß auf dem Felsen bey
Arona uns seine geistige Größe sinnlich ver¬
gegenwärtigen wollen? leben die seinigen
nicht noch unter uns? und hat Gott nicht
zugesagt unter einem gläubigen Volke seine
Wunder stets zu erneuern?

Als der Körper nach einigen Tagen keine
Zeichen der Fäulnis von sich gab, und eher
weißer und gleichsam durchsichtig ward, er¬
höhte sich das Zutrauen der Menschen im¬
mer mehr, und es zeigten sich unter der
Menge verschiedene Kuren, die der aufmerk¬
same Beobachter selbst nicht erklären, und
auch nicht geradezu als Betrug ansprechen
konnte. Die ganze Gegend war in Bewe¬
gung, und wer nicht selbst kam, hörte we¬
nigstens eine Zeit lang von nichts anderm
reden.

fahren? erlebte ſeine Mutter nicht die Wonne
ſeiner Seligſprechung? hat man nicht durch
jenes große Bildniß auf dem Felſen bey
Arona uns ſeine geiſtige Größe ſinnlich ver¬
gegenwärtigen wollen? leben die ſeinigen
nicht noch unter uns? und hat Gott nicht
zugeſagt unter einem gläubigen Volke ſeine
Wunder ſtets zu erneuern?

Als der Körper nach einigen Tagen keine
Zeichen der Fäulnis von ſich gab, und eher
weißer und gleichſam durchſichtig ward, er¬
höhte ſich das Zutrauen der Menſchen im¬
mer mehr, und es zeigten ſich unter der
Menge verſchiedene Kuren, die der aufmerk¬
ſame Beobachter ſelbſt nicht erklären, und
auch nicht geradezu als Betrug anſprechen
konnte. Die ganze Gegend war in Bewe¬
gung, und wer nicht ſelbſt kam, hörte we¬
nigſtens eine Zeit lang von nichts anderm
reden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0464" n="460"/>
fahren? erlebte &#x017F;eine Mutter nicht die Wonne<lb/>
&#x017F;einer Selig&#x017F;prechung? hat man nicht durch<lb/>
jenes große Bildniß auf dem Fel&#x017F;en bey<lb/>
Arona uns &#x017F;eine gei&#x017F;tige Größe &#x017F;innlich ver¬<lb/>
gegenwärtigen wollen? leben die &#x017F;einigen<lb/>
nicht noch unter uns? und hat Gott nicht<lb/>
zuge&#x017F;agt unter einem gläubigen Volke &#x017F;eine<lb/>
Wunder &#x017F;tets zu erneuern?</p><lb/>
            <p>Als der Körper nach einigen Tagen keine<lb/>
Zeichen der Fäulnis von &#x017F;ich gab, und eher<lb/>
weißer und gleich&#x017F;am durch&#x017F;ichtig ward, er¬<lb/>
höhte &#x017F;ich das Zutrauen der Men&#x017F;chen im¬<lb/>
mer mehr, und es zeigten &#x017F;ich unter der<lb/>
Menge ver&#x017F;chiedene Kuren, die der aufmerk¬<lb/>
&#x017F;ame Beobachter &#x017F;elb&#x017F;t nicht erklären, und<lb/>
auch nicht geradezu als Betrug an&#x017F;prechen<lb/>
konnte. Die ganze Gegend war in Bewe¬<lb/>
gung, und wer nicht &#x017F;elb&#x017F;t kam, hörte we¬<lb/>
nig&#x017F;tens eine Zeit lang von nichts anderm<lb/>
reden.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[460/0464] fahren? erlebte ſeine Mutter nicht die Wonne ſeiner Seligſprechung? hat man nicht durch jenes große Bildniß auf dem Felſen bey Arona uns ſeine geiſtige Größe ſinnlich ver¬ gegenwärtigen wollen? leben die ſeinigen nicht noch unter uns? und hat Gott nicht zugeſagt unter einem gläubigen Volke ſeine Wunder ſtets zu erneuern? Als der Körper nach einigen Tagen keine Zeichen der Fäulnis von ſich gab, und eher weißer und gleichſam durchſichtig ward, er¬ höhte ſich das Zutrauen der Menſchen im¬ mer mehr, und es zeigten ſich unter der Menge verſchiedene Kuren, die der aufmerk¬ ſame Beobachter ſelbſt nicht erklären, und auch nicht geradezu als Betrug anſprechen konnte. Die ganze Gegend war in Bewe¬ gung, und wer nicht ſelbſt kam, hörte we¬ nigſtens eine Zeit lang von nichts anderm reden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/464
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/464>, abgerufen am 18.06.2024.