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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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Menschen ich damals auf meinem Schlosse
bequem untergebracht habe. Man gebe mir
die Liste der Personen und Bedienten, man
zeige mir an, wie jedermann gegenwärtig
einquartirt ist, ich will einen Dislokations¬
plan machen, daß mit der wenigsten Bemü¬
hung jedermann eine geräumliche Wohnung
finde, und daß noch Platz für einen Gast
bleiben soll, der sich zufälligerweise bey uns
einstellen könnte.

Jarno machte sogleich den Adjutanten
des Grafen, verschaffte ihm alle nöthigen
Notizen, und hatte nach seiner Art den
größten Spaß, wenn er den alten Herrn
mitunter irre machen konnte. Dieser gewann
aber bald einen großen Triumph. Die Ein¬
richtung war fertig, er ließ in seiner Gegen¬
wart die Nahmen über alle Thüren schrei¬
ben, und man konnte nicht leugnen, daß
mit wenig Umständen und Veränderungen

Menſchen ich damals auf meinem Schloſſe
bequem untergebracht habe. Man gebe mir
die Liſte der Perſonen und Bedienten, man
zeige mir an, wie jedermann gegenwärtig
einquartirt iſt, ich will einen Dislokations¬
plan machen, daß mit der wenigſten Bemü¬
hung jedermann eine geräumliche Wohnung
finde, und daß noch Platz für einen Gaſt
bleiben ſoll, der ſich zufälligerweiſe bey uns
einſtellen könnte.

Jarno machte ſogleich den Adjutanten
des Grafen, verſchaffte ihm alle nöthigen
Notizen, und hatte nach ſeiner Art den
größten Spaß, wenn er den alten Herrn
mitunter irre machen konnte. Dieſer gewann
aber bald einen großen Triumph. Die Ein¬
richtung war fertig, er ließ in ſeiner Gegen¬
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ben, und man konnte nicht leugnen, daß
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[479/0483] Menſchen ich damals auf meinem Schloſſe bequem untergebracht habe. Man gebe mir die Liſte der Perſonen und Bedienten, man zeige mir an, wie jedermann gegenwärtig einquartirt iſt, ich will einen Dislokations¬ plan machen, daß mit der wenigſten Bemü¬ hung jedermann eine geräumliche Wohnung finde, und daß noch Platz für einen Gaſt bleiben ſoll, der ſich zufälligerweiſe bey uns einſtellen könnte. Jarno machte ſogleich den Adjutanten des Grafen, verſchaffte ihm alle nöthigen Notizen, und hatte nach ſeiner Art den größten Spaß, wenn er den alten Herrn mitunter irre machen konnte. Dieſer gewann aber bald einen großen Triumph. Die Ein¬ richtung war fertig, er ließ in ſeiner Gegen¬ wart die Nahmen über alle Thüren ſchrei¬ ben, und man konnte nicht leugnen, daß mit wenig Umſtänden und Veränderungen

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/483>, abgerufen am 22.11.2024.