tröstet, Worte sind in beyden Fällen von wenig Kraft, Lydie will Sie nicht sehen. -- Lassen Sie mir ihn ja nicht vor die Augen kommen, rief sie als ich sie verließ, ich möchte an der Menschheit verzweifeln! so ein ehrlich Gesicht, so ein offnes Betragen und diese heimliche Tücke! Lothario ist ganz bey ihr entschuldigt, auch sagt er in einem Briefe an das gute Mädchen: "meine Freun¬ de beredeten mich, meine Freunde nöthigten mich!" Zu diesen rechnet Lidie Sie auch, und verdammt Sie mit den übrigen.
Sie erzeigt mir zu viel Ehre, indem sie mich schilt, versetzte Wilhelm, ich darf an die Freundschaft dieses trefflichen Mannes noch keinen Anspruch machen, und bin dies¬ mal nur ein unschuldiges Werkzeug, ich will meine Handlung nicht loben, genug ich konnte sie thun! Es war von der Gesund¬ heit, es war von dem Leben eines Mannes
die
tröſtet, Worte ſind in beyden Fällen von wenig Kraft, Lydie will Sie nicht ſehen. — Laſſen Sie mir ihn ja nicht vor die Augen kommen, rief ſie als ich ſie verließ, ich möchte an der Menſchheit verzweifeln! ſo ein ehrlich Geſicht, ſo ein offnes Betragen und dieſe heimliche Tücke! Lothario iſt ganz bey ihr entſchuldigt, auch ſagt er in einem Briefe an das gute Mädchen: »meine Freun¬ de beredeten mich, meine Freunde nöthigten mich!« Zu dieſen rechnet Lidie Sie auch, und verdammt Sie mit den übrigen.
Sie erzeigt mir zu viel Ehre, indem ſie mich ſchilt, verſetzte Wilhelm, ich darf an die Freundſchaft dieſes trefflichen Mannes noch keinen Anſpruch machen, und bin dies¬ mal nur ein unſchuldiges Werkzeug, ich will meine Handlung nicht loben, genug ich konnte ſie thun! Es war von der Geſund¬ heit, es war von dem Leben eines Mannes
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tröſtet, Worte ſind in beyden Fällen von
wenig Kraft, Lydie will Sie nicht ſehen. —
Laſſen Sie mir ihn ja nicht vor die Augen
kommen, rief ſie als ich ſie verließ, ich
möchte an der Menſchheit verzweifeln! ſo
ein ehrlich Geſicht, ſo ein offnes Betragen
und dieſe heimliche Tücke! Lothario iſt ganz
bey ihr entſchuldigt, auch ſagt er in einem
Briefe an das gute Mädchen: »meine Freun¬
de beredeten mich, meine Freunde nöthigten
mich!« Zu dieſen rechnet Lidie Sie auch,
und verdammt Sie mit den übrigen.
Sie erzeigt mir zu viel Ehre, indem ſie
mich ſchilt, verſetzte Wilhelm, ich darf an
die Freundſchaft dieſes trefflichen Mannes
noch keinen Anſpruch machen, und bin dies¬
mal nur ein unſchuldiges Werkzeug, ich will
meine Handlung nicht loben, genug ich
konnte ſie thun! Es war von der Geſund¬
heit, es war von dem Leben eines Mannes
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/68>, abgerufen am 27.11.2024.
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