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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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nem Vater an Gestalt und Gesinnungen.
Wie eine junge Ente gleich das Wasser sucht,
so war von der ersten Jugend an die Küche,
die Vorrathskammer, die Scheunen und Bö¬
den mein Element. Die Ordnung und Rein¬
lichkeit des Hauses schien, selbst da ich noch
spielte, mein einziger Instinkt, mein einziges
Augenmerk zu seyn. Mein Vater freute sich
darüber, und gab meinem kindischen Bestre¬
ben stufenweise die zweckmäßigsten Beschäf¬
tigungen, meine Mutter dagegen liebte mich
nicht, und verheelte es keinen Augenblick.

Ich wuchs heran, mit den Jahren ver¬
mehrte sich meine Thätigkeit und die Liebe
meines Vaters zu mir. Wenn wir allein
waren, auf die Felder gingen, wenn ich ihm
die Rechnungen durchsehen half, dann konnte
ich ihm recht anfühlen wie glücklich er war.
Wenn ich ihm in die Augen sah, so war es
als wenn ich in mich selbst hinein sähe, denn

nem Vater an Geſtalt und Geſinnungen.
Wie eine junge Ente gleich das Waſſer ſucht,
ſo war von der erſten Jugend an die Küche,
die Vorrathskammer, die Scheunen und Bö¬
den mein Element. Die Ordnung und Rein¬
lichkeit des Hauſes ſchien, ſelbſt da ich noch
ſpielte, mein einziger Inſtinkt, mein einziges
Augenmerk zu ſeyn. Mein Vater freute ſich
darüber, und gab meinem kindiſchen Beſtre¬
ben ſtufenweiſe die zweckmäßigſten Beſchäf¬
tigungen, meine Mutter dagegen liebte mich
nicht, und verheelte es keinen Augenblick.

Ich wuchs heran, mit den Jahren ver¬
mehrte ſich meine Thätigkeit und die Liebe
meines Vaters zu mir. Wenn wir allein
waren, auf die Felder gingen, wenn ich ihm
die Rechnungen durchſehen half, dann konnte
ich ihm recht anfühlen wie glücklich er war.
Wenn ich ihm in die Augen ſah, ſo war es
als wenn ich in mich ſelbſt hinein ſähe, denn

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[77/0081] nem Vater an Geſtalt und Geſinnungen. Wie eine junge Ente gleich das Waſſer ſucht, ſo war von der erſten Jugend an die Küche, die Vorrathskammer, die Scheunen und Bö¬ den mein Element. Die Ordnung und Rein¬ lichkeit des Hauſes ſchien, ſelbſt da ich noch ſpielte, mein einziger Inſtinkt, mein einziges Augenmerk zu ſeyn. Mein Vater freute ſich darüber, und gab meinem kindiſchen Beſtre¬ ben ſtufenweiſe die zweckmäßigſten Beſchäf¬ tigungen, meine Mutter dagegen liebte mich nicht, und verheelte es keinen Augenblick. Ich wuchs heran, mit den Jahren ver¬ mehrte ſich meine Thätigkeit und die Liebe meines Vaters zu mir. Wenn wir allein waren, auf die Felder gingen, wenn ich ihm die Rechnungen durchſehen half, dann konnte ich ihm recht anfühlen wie glücklich er war. Wenn ich ihm in die Augen ſah, ſo war es als wenn ich in mich ſelbſt hinein ſähe, denn

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/81>, abgerufen am 26.11.2024.