Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

Bild:
<< vorherige Seite

Daß ich wirklich dem Tod entgegen gehe.
   Da seh ich

Meine Sünden vor mir, so viel ich deren be-
   gangen.

Ach! ihr glaubet mir nicht die Unruh, die ich
   empfinde.

Laßt mich beichten! höret mich an! kein an-
   derer Pater

Ist in der Nähe zu finden; und hab ich alles
   vom Herzen,

Werd' ich nicht schlimmer darum vor meinem
   Könige stehen.

Grimbart sagte: verredet zuerst das Rauben
   und Stehlen,

Allen bösen Verrath und andre gewöhnliche
   Tücken,

Sonst kann euch die Beichte nicht helfen. Ich
   weiß es, versetzte

Reinecke, darum laßt mich beginnen und hö-
   ret bedächtig.

Daß ich wirklich dem Tod entgegen gehe.
   Da seh ich

Meine Suͤnden vor mir, so viel ich deren be-
   gangen.

Ach! ihr glaubet mir nicht die Unruh, die ich
   empfinde.

Laßt mich beichten! hoͤret mich an! kein an-
   derer Pater

Ist in der Naͤhe zu finden; und hab ich alles
   vom Herzen,

Werd' ich nicht schlimmer darum vor meinem
   Koͤnige stehen.

Grimbart sagte: verredet zuerst das Rauben
   und Stehlen,

Allen boͤsen Verrath und andre gewoͤhnliche
   Tuͤcken,

Sonst kann euch die Beichte nicht helfen. Ich
   weiß es, versetzte

Reinecke, darum laßt mich beginnen und hoͤ-
   ret bedaͤchtig.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="poem">
          <lg type="poem">
            <lg n="8">
              <pb facs="#f0106" n="98"/>
              <l>Daß ich wirklich dem Tod entgegen gehe.<lb/><space dim="horizontal"/>Da seh ich</l><lb/>
              <l>Meine Su&#x0364;nden vor mir, so viel ich deren be-<lb/><space dim="horizontal"/>gangen.</l><lb/>
              <l>Ach! ihr glaubet mir nicht die Unruh, die ich<lb/><space dim="horizontal"/>empfinde.</l><lb/>
              <l>Laßt mich beichten! ho&#x0364;ret mich an! kein an-<lb/><space dim="horizontal"/>derer Pater</l><lb/>
              <l>Ist in der Na&#x0364;he zu finden; und hab ich alles<lb/><space dim="horizontal"/>vom Herzen,</l><lb/>
              <l>Werd' ich nicht schlimmer darum vor meinem<lb/><space dim="horizontal"/>Ko&#x0364;nige stehen.</l><lb/>
              <l>Grimbart sagte: verredet zuerst das Rauben<lb/><space dim="horizontal"/>und Stehlen,</l><lb/>
              <l>Allen bo&#x0364;sen <choice><sic>Vorrath</sic><corr>Verrath</corr></choice> und andre gewo&#x0364;hnliche<lb/><space dim="horizontal"/>Tu&#x0364;cken,</l><lb/>
              <l>Sonst kann euch die Beichte nicht helfen. Ich<lb/><space dim="horizontal"/>weiß es, versetzte</l><lb/>
              <l>Reinecke, darum laßt mich beginnen und ho&#x0364;-<lb/><space dim="horizontal"/>ret beda&#x0364;chtig.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0106] Daß ich wirklich dem Tod entgegen gehe. Da seh ich Meine Suͤnden vor mir, so viel ich deren be- gangen. Ach! ihr glaubet mir nicht die Unruh, die ich empfinde. Laßt mich beichten! hoͤret mich an! kein an- derer Pater Ist in der Naͤhe zu finden; und hab ich alles vom Herzen, Werd' ich nicht schlimmer darum vor meinem Koͤnige stehen. Grimbart sagte: verredet zuerst das Rauben und Stehlen, Allen boͤsen Verrath und andre gewoͤhnliche Tuͤcken, Sonst kann euch die Beichte nicht helfen. Ich weiß es, versetzte Reinecke, darum laßt mich beginnen und hoͤ- ret bedaͤchtig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-09-02T14:50:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/106
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/106>, abgerufen am 24.11.2024.