Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

Bild:
<< vorherige Seite

Erst, ich war noch ein kleiner Kompan, und
   hatte die Brüste

Kaum zu saugen verlernt, da folgt' ich meinen
   Begierden

Unter die jungen Lämmer und Ziegen, die
   neben der Heerde

Sich im Freyen zerstreuten; ich hörte die blö-
   kenden Stimmen

Gar zu gerne, da lüstete mich nach leckerer
   Speise

Lernte hurtig sie kennen. Ein Lämmchen biß
   ich zu Tode,

Leckte das Blut, es schmeckte mir köstlich,
   und tödtete weiter

Vier der jüngsten Ziegen, und aß sie und
   übte mich ferner,

Sparte keine Vögel, noch Hühner, noch En-
   ten noch Gänse,

Wo ich sie fand, und habe gar manches im
   Sande vergraben,

Erst, ich war noch ein kleiner Kompan, und
   hatte die Bruͤste

Kaum zu saugen verlernt, da folgt' ich meinen
   Begierden

Unter die jungen Laͤmmer und Ziegen, die
   neben der Heerde

Sich im Freyen zerstreuten; ich hoͤrte die bloͤ-
   kenden Stimmen

Gar zu gerne, da luͤstete mich nach leckerer
   Speise

Lernte hurtig sie kennen. Ein Laͤmmchen biß
   ich zu Tode,

Leckte das Blut, es schmeckte mir koͤstlich,
   und toͤdtete weiter

Vier der juͤngsten Ziegen, und aß sie und
   uͤbte mich ferner,

Sparte keine Voͤgel, noch Huͤhner, noch En-
   ten noch Gaͤnse,

Wo ich sie fand, und habe gar manches im
   Sande vergraben,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="poem">
          <lg type="poem">
            <lg n="14">
              <pb facs="#f0151" n="143"/>
              <l>Erst, ich war noch ein kleiner Kompan, und<lb/><space dim="horizontal"/>hatte die Bru&#x0364;ste</l><lb/>
              <l>Kaum zu saugen verlernt, da folgt' ich meinen<lb/><space dim="horizontal"/>Begierden</l><lb/>
              <l>Unter die jungen La&#x0364;mmer und Ziegen, die<lb/><space dim="horizontal"/>neben der Heerde</l><lb/>
              <l>Sich im Freyen zerstreuten; ich ho&#x0364;rte die blo&#x0364;-<lb/><space dim="horizontal"/>kenden Stimmen</l><lb/>
              <l>Gar zu gerne, da lu&#x0364;stete mich nach leckerer<lb/><space dim="horizontal"/>Speise</l><lb/>
              <l>Lernte hurtig sie kennen. Ein La&#x0364;mmchen biß<lb/><space dim="horizontal"/>ich zu Tode,</l><lb/>
              <l>Leckte das Blut, es schmeckte mir ko&#x0364;stlich,<lb/><space dim="horizontal"/>und to&#x0364;dtete weiter</l><lb/>
              <l>Vier der ju&#x0364;ngsten Ziegen, und aß sie und<lb/><space dim="horizontal"/>u&#x0364;bte mich ferner,</l><lb/>
              <l>Sparte keine Vo&#x0364;gel, noch Hu&#x0364;hner, noch En-<lb/><space dim="horizontal"/>ten noch Ga&#x0364;nse,</l><lb/>
              <l>Wo ich sie fand, und habe gar manches im<lb/><space dim="horizontal"/>Sande vergraben,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0151] Erst, ich war noch ein kleiner Kompan, und hatte die Bruͤste Kaum zu saugen verlernt, da folgt' ich meinen Begierden Unter die jungen Laͤmmer und Ziegen, die neben der Heerde Sich im Freyen zerstreuten; ich hoͤrte die bloͤ- kenden Stimmen Gar zu gerne, da luͤstete mich nach leckerer Speise Lernte hurtig sie kennen. Ein Laͤmmchen biß ich zu Tode, Leckte das Blut, es schmeckte mir koͤstlich, und toͤdtete weiter Vier der juͤngsten Ziegen, und aß sie und uͤbte mich ferner, Sparte keine Voͤgel, noch Huͤhner, noch En- ten noch Gaͤnse, Wo ich sie fand, und habe gar manches im Sande vergraben,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-09-02T14:50:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/151
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/151>, abgerufen am 27.11.2024.