Lieber Lampe, sagte der Schelm: und sollen wir scheiden? Möcht es euch und Bellyn dem Widder, heute belieben, Meine Straße mit mir noch ferner zu wan- deln! Ihr würdet Mir durch eure Gesellschaft die größte Wohl- that erzeigen. Ihr seyd angenehme Begleiter, und redliche Leute, Jedermann redet nur Gutes von euch, das brächte mir Ehre; Geistlich seyd ihr und heiliger Sitte; ihr le- bet gerade Wie ich als Klausner gelebt. Ihr laßt euch mit Kräutern begnügen, Pfleget mit Laub und Gras den Hunger zu stillen, und fraget Nie nach Brod oder Fleisch, noch andrer be- sonderer Speise.
Also
Lieber Lampe, sagte der Schelm: und sollen wir scheiden? Moͤcht es euch und Bellyn dem Widder, heute belieben, Meine Straße mit mir noch ferner zu wan- deln! Ihr wuͤrdet Mir durch eure Gesellschaft die groͤßte Wohl- that erzeigen. Ihr seyd angenehme Begleiter, und redliche Leute, Jedermann redet nur Gutes von euch, das braͤchte mir Ehre; Geistlich seyd ihr und heiliger Sitte; ihr le- bet gerade Wie ich als Klausner gelebt. Ihr laßt euch mit Kraͤutern begnuͤgen, Pfleget mit Laub und Gras den Hunger zu stillen, und fraget Nie nach Brod oder Fleisch, noch andrer be- sonderer Speise.
Also
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[208/0216]
Lieber Lampe, sagte der Schelm: und sollen
wir scheiden?
Moͤcht es euch und Bellyn dem Widder, heute
belieben,
Meine Straße mit mir noch ferner zu wan-
deln! Ihr wuͤrdet
Mir durch eure Gesellschaft die groͤßte Wohl-
that erzeigen.
Ihr seyd angenehme Begleiter, und redliche
Leute,
Jedermann redet nur Gutes von euch, das
braͤchte mir Ehre;
Geistlich seyd ihr und heiliger Sitte; ihr le-
bet gerade
Wie ich als Klausner gelebt. Ihr laßt euch
mit Kraͤutern begnuͤgen,
Pfleget mit Laub und Gras den Hunger zu
stillen, und fraget
Nie nach Brod oder Fleisch, noch andrer be-
sonderer Speise.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/216>, abgerufen am 21.11.2024.
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